: Orpheus singt auch bei Regen
Zum 12. Mal findet in Schwerte das Welttheater auf der Straße statt. Hauptact sind Pan.Optikum, die Meister des allegorischen Schwebezustands. Ihre Adaption des Orheus Mythos hatte bei der RuhrTriennale Premiere
Langsam setzen sich zusammengeschweißte Fahrzeuge in Bewegung, teilen das Publikum, streben auseinander. Orpheus und Euridike singen über Liebe, Schmerz und Trennung. Vereinzelt steigen Figuren an Drähten aus dem Menschenmeer empor, erzählen ihre Geschichte, reden, taumeln. Riesige 20 mal 40 Meter misst das stählerne Rigg, an dem sich die Berliner Meister des Schwebezustands bewegen, um am Schluss im Hades gegen zwei echte Wasserfälle anzukämpfen, auf denen der Kopf des Orpheus projiziert wird. Die mythische Unterwelt von Pan.Optikum, uraufgeführt in der Bochumer Jahrhunderthalle während der RuhrTriennale, liegt nächste Woche in der Schwerter Altstadt.
Dort treffen sich zum 12. Mal Internationale Straßentheater. Elf Gruppen aus sechs Ländern gastieren Freitag- und Samstagabend wieder draußen und für umsonst, Pan.Optikum spielt Orpheus auch bei Regen auf dem großen Marktplatz. Zweite Gruppe aus der Elite der internationalen Straßentheater ist die Compagnie Malabar aus Frankreich. Sie gastiert auf Einladung des Kreis Unna zum ersten Mal in Schwerte und zeigt in der Rohrmeisterei die Deutschlandpremiere von Le Voyage des Aquareves. Die Reise der Wasser-Träume findet auf einem riesigen weißen Segelschiff statt. Gemeinsam mit den Besuchern gleiten sie an fantastischen Atollen vorbei, ankern in einem Meer aus Schaum an paradiesischen Gestaden.
Magie, Schrecken und Ersticken droht in der Fabrik für Geistesgestörte des Doktor Clapper. Mit Lichteffekten und riesigen Marionetten im kreisenden Bühnenbild inszeniert die französisch-amerikanische Theatergruppe Begat Theatre/ WaxFactory The Blind Garden, eine Adaption des gleichnamigen Romans der Neuseeländerin Janet Frame. Zum ersten Mal werden die engen Gassen der Altstadt in das Festival einbezogen. Dort finden sich auch die zerstreuten Bräute des Artscenico-Teams aus Dortmund. Tänzerinnen in weißen Brautkleidern zeigen in Honeymoon Variations spontan an bestimmten Orten kleine Performances und Choreographien in der Tradition des „unsichtbaren Theaters“. PETER ORTMANN