: Keine Arbeitsplätze in Venezuela
betr.: „Chávez in guter Verfassung“, taz vom 17. 8. 04
Bernd Pickert schreibt in seinem Artikel, die Opposition wolle Chávez aus dem Amt jagen, weil er die Verteilung von Macht und Reichtum in Venezuela ändern wolle. Das stimmt so nicht.
Hauptkritikpunkt der venezolanischen Opposition ist die katastrophale Wirtschaftslage: Die Arbeitslosigkeit (den inoffiziellen Sektor als arbeitslos mitgerechnet) liegt bei 50 Prozent; seit Chávez an der Macht ist, sank das BIP jedes Jahr um mehr als drei Prozentpunkte; die Armut ist von 60 auf fast 80 Prozent gestiegen. Und das, obwohl sich in Chávez’ Regierungszeit der Ölpreis vervielfacht hat und so die Regierungskasse füllte. Die Kriminalität in Caracas ist haarsträubend, bei Dunkelheit traut sich keiner mehr auf die Straße, aber „Comandante“ Chávez hält es nicht für nötig, etwas für die Sicherheit seiner Bürger zu unternehmen. Stattdessen plant er andere Projekte. So möchte er Venezolanern mit einem Universitätsabschluss aus Venezuela verbieten, das Land zu verlassen, bis sie mindestens fünf Jahre in Venezuela gearbeitet haben. Aber in Venezuela gibt es keine Arbeitsplätze für sie, schließlich sind in den letzten fünf Jahren 7.000 von 12.000 Unternehmen geschlossen worden. Wer kann, verlässt Venezuela. Und das nicht, um irgendeinen nicht vorhandenen Reichtum vor Umverteilung zu retten, sondern um einen Job zu haben, um es sich leisten zu können, in eine eigene Wohnung zu ziehen, zu heiraten und Kinder zu haben.
ELISABETH HORNUNG, Caracas, Venezuela