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Archiv-Artikel

Waldau braucht dringend Geld

Das Bremer Waldau-Theater steckt mal wieder in einer Krise. Wirtschaftssenator Perschau (CDU) versprach dem CDU-Aufsichtsratsvorsitzenden Nölle (CDU) über ein Immobilien-Geschäft 1,2 Millionen Euro. Der Finanzsenator sagt: So nicht!

Von kawe
Hinter den Kulissen wird an einer Lösung gearbeitet, und die heißt: GeldWenn jetzt nicht neues Geld nachgeschossen wird, ist dieses alte Geld weg

Bremen taz ■ Das Bremer Waldau-Theater braucht mal wieder dringend Geld. Ende des Monats schon könnte es eng werden, heißt es. Der Flop mit der hauseigenen Musical-Produktion hat dem Theater ungeplante Defizite gebracht, aber auch Missmanagement – der von der staatlichen Controlling-Agentur „kulturmanagement bremen“ (kmb) einst eingesetzte Geschäftsführer ist deswegen schon rausgeflogen. Er soll erstens schlecht und zweitens auch in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.

Als kmb-Chef Volker Heller kürzlich der Kulturdeputation unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ mitteilte, ihm sei das Problem seit dem Frühjahr bekannt, da wurde die SPD-Kulturpolitikerin Carmen Emigholz böse. Helga Trüpel (Grüne) beantragte eine Sondersitzung – „ich habe bis heute kein einziges Blatt schriftlich“. Am Samstag, erklärt jetztKulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann, soll der Senat auf seiner Haushaltsklausur die Sache entscheiden.

Hinter den Kulissen wird an einer Lösung gearbeitet, und die heißt: Geld. Das fließt, wenn die Stadt dem Waldau-Theater die Immobilie abkauft. Wirtschafts- und Kultursenator Hartmut Perschau (CDU) ließ dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Waldau-Theaters, Ulrich Nölle (CDU), bereits offiziell mitteilen, dass die Stadt das Haus kauft. 1,2 Millionen Euro sollen so in die Kasse des Theaters fließen und den Verein entschulden. Das Waldau-Theater müsste dann Miete zahlen, mit denen die Stadt die Immobilienkosten finanziert – rein theoretisch ein normales Immobiliengeschäft. Aber die Risiken würden jeden Kaufmann davon abschrecken. Beim Musical-Theater am Richtweg hat es ein ähnliches Modell gegeben: Als das Theater Probleme bekam, musste die Stadt zahlen.

Die „Bremer Investitionsgesellschaft“ (BIG), die zum Wirtschaftsressort gehört, hatte es vor Jahren nach Verhandlungen abgelehnt, die Immobilie zu übernehmen. Deswegen favorisiert Perschau nun eine Lösung, nach der die zum Finanzressort gehörende „Gesellschaft Bremer Immobilien“ (GBI) die Immobilie kaufen muss.

Doch Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) zeigt wenig Neigung, seine Gesellschaft zu der Risiko-Übernahme zu zwingen. Die vorliegenden Konzepte überzeugen ihn nicht von der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Lösung. Und die Immobilie wäre nur dann von Wert, wenn sie in eine attraktive Umgebung eingebunden wäre, heißt es aus dem Haus des Reichs. De facto ist die Ecke am Waller Bahnhof sanierungsbedürftig.

Beiläufig ist bei den Gesprächen über den Verkauf bekannt geworden, dass das Wirtschaftsressort und die „Stiftung Wohnliche Stadt“ vor einigen Jahren Geld für den Umbau des Theaters gegeben haben, sich aber keine Rechte im Grundbuch absichern ließen. Wenn jetzt nicht neues Geld nachgeschossen wird, ist dieses alte Geld weg.

Auch aus einem anderen Grund ist das Wirtschaftsressort unter Zugzwang: Die zum Ressort gehörende „Bremer Aufbau-Bank“ (BAB) hat gemeinsam mit der Sparkasse schon einen Kredit gegeben. Als das Waldau-Theater jetzt um eine kurzfristige neue Liquiditätshilfe von 100.000 Euro nachsuchte, haben sowohl BAB wie Sparkasse erklärt: Nur wenn feststeht, dass die Stadt die Immobilie und damit die Verantwortung übernimmt, sei das Waldau-Theater kreditwürdig. Und da die Liquiditätshilfe dringend gebraucht wird, soll der Grundstücksverkauf dringend über die Bühne gehen.

Immobilien mit Kaufpreisen über einer Million Euro darf der Senat aber nicht einfach so tätigen. Der Vermögensausschuss der Bürgerschaft muss mit dem Thema befasst werden. Der Finanzsenator darf dem Ausschuss solche Geldausgaben nur vorschlagen, wenn sie „zur Erfüllung der Aufgaben Bremens“ erforderlich sind – so eng ist der rechtliche Rahmen definiert. Dies sieht Nußbaum im Falle der Waldau-Immobilie nicht gegeben. Angesichts der Haushaltslage Bremens, so seine Schlussfolgerung, sei der Ankauf „haushaltsrechtlich bedenklich“. kawe