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Archiv-Artikel

Wasserbetriebe dürfen Kunden anzapfen

Senat: Kubikmeterpreis soll ab 1. Januar um 15 Prozent steigen. Parlament muss der Erhöhung noch zustimmen

Es ist alles eine Frage der Betrachtung. Fakt ist, dass die Wasserpreise ab Januar um 15 Prozent steigen, wenn das Parlament einen gestrigen Senatsbeschluss absegnet. Nach Berechung der Berliner Wasserbetriebe (BWB), die zu 50,1 Prozent dem Land gehören, sind das pro Kopf im Schnitt monatlich rund 2,40 Euro mehr als bisher. Interpretation ist, wie Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) es sieht: Eine „angemessene Höhe“ nennt er den neuen Preis, immerhin sei ein im Frühjahr befürchteter Anstieg um 30 Prozent vom Tisch. Der wäre „nicht sozial verträglich“ gewesen. Die Industrie- und Handelskammer wertet die Erhöhung als „Standortverschlechterung für die Wirtschaft“.

Wolf argumentiert vor allem damit, dass die Wasserpreise seit 1997 gleich geblieben waren. Darauf hatten sich Land und private Gesellschafter damals bei der Teilprivatisierung der BWB geeinigt. Auf jedes Jahr seither umgelegt mache die Erhöhung gerade mal 2 Prozent aus. Laut Wolf werden sich mögliche weitere Erhöhungen ab 2005 im Rahmen der allgemeinen Preisentwicklung abspielen.

Mieter wird die Preiserhöhung voraussichtlich im kommenden Frühjahr erreichen. Hartmann Vetter, Hauptgeschäftsführer beim Berliner Mieterverein, geht davon aus, dass Eigentümer dann den Preisanstieg mit höheren Vorschussforderungen auf die Betriebskosten abfangen werden.

Der gestrige Senatsbeschluss ermöglicht es den Wasserbetrieben auch, ihre Tarife zu staffeln. Bis jetzt dürfe man beispielsweise keine Rabatte geben, sagt BWB-Sprecher Stephan Natz. Man habe alle Kunden über einen Kamm scheren müssen. Das Tarifsystem werde aber nicht schon 2004 umgestellt. Damit soll der Eindruck vermieden werden, die BWB würden nicht nur den Kubikmeterpreis erhöhen, sondern über ein verändertes System noch mal zulangen.

Derzeit kostet ein Kubikmeter – das sind 1.000 Liter oder rund acht Badewannenfüllungen – in einem Mischpreis aus Trink-, Schmutz- und Niederschlagwasser durchschnittlich 4,37 Euro, ab Januar sollen es etwa 5 Euro sein. Jeder Berliner verbraucht im Durchschnitt täglich 121 Liter Wasser. Im Städtevergleich ist Berlin nach BWB-Zahlen teurer als die anderen Millionenstädte München, Köln und Hamburg, aber günstiger als Dresden, Mainz, Stuttgart und Potsdam. STEFAN ALBERTI