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Archiv-Artikel

Eine Konstruktion löst sich auf

Das viel gerühmte Crossmedia-Projekt „bremen4u“ steht vor dem Ende. Sparkasse, Weser Kurier und Radio Bremen wollen eigene Wege gehen, und die EU-Gelder für die interaktive Jobbörse bleiben aus

VON TERESA HAVLICEK

bremen4u sollte alles in einem bieten: Internetportal, Party-Totos, ein Szene-Blättchen, eigene Radio- und Fernsehsendungen, Jobbörse und Online-Community mit Flirt-Area. Das ist Zeitgeist, das ist Crossmedia: Eine Marke im Fernsehen, im Radio, im Internet und als Print – so lautet das aktuelle Rezept der Medienbranche, um ein jugendliches Publikum zu erreichen. Demnächst wird das Projekt in Bremen beerdigt.

Profitieren wollten von bremen4u die Gesellschafter der bremen 4u-GmbH: Radio Bremen, der Weser Kurier und die Bremer Sparkasse. Die lockte jugendliche KundInnen mit dem Konto Girex4u. Die Bankkarte war zugleich bremen4u-Mitgliedskarte – die Teilnahme an exklusiven Gutscheinaktionen und Konzertkartenverlosungen inbegriffen.

Die bremen4u-GmbH finanzierte sich bislang über Werbeerlöse, Mitgliedsbeiträge und Dienstleistungen, erklärt Geschäftsführer Berthold Brunsen, der gleichzeitig Geschäftsführer der Radio Bremen Media GmbH ist. Radio Bremen etwa lässt sich eine Radio- und Fernsehsendung für jugendliches Publikum produzieren. Doch damit ist jetzt Schluss: „Für die Auflösung der bremen 4u-GmbH ist der Juli avisiert“, sagt Brunsen.

Warum? „Eigentlich steht die Firma wirtschaftlich und strategisch gut da“, meint er. Allerdings seien einige Probleme aufgekommen. Die Sparkasse ließ im vergangenen Herbst das Girex4u-Konto zugunsten eines neuen Modells fallen, in dem bremen4u nicht mehr vorkommt. Sie will sich nun auch aus der bremen4u-GmbH zurückziehen. Radio Bremen seinerseits muss als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt sein Internetangebot aus medienrechtlichen Gründen zurückfahren: Laut neuester Fassung des Rundfunkstaatsvertrags dürfen die Öffentlich-Rechtlichen im Netz keine presseähnlichen Erzeugnisse, Kontaktbörsen oder Freizeittipps verbreiten.

Vor allem aber hat das Ende von bremen4u aber finanzielle Hintergründe: 686.000 Euro hat das Job-Portal von bremen4u, job4u, seit der Gründung im Jahre 2006 aus dem Europäischen Sozialfonds bekommen. Im Sommer 2008 endete die Finanzierung des Projektes. Das Geld, so sagt die zuständige Referentin im Arbeitsressort, sei für Job-Messen und den Aufbau des Internetportals gedacht gewesen – nie aber für den laufenden Betrieb: Der sollte von den Partnern finanziert werden. Der Geschäftsführer von bremen4u sieht das offenbar etwas lockerer: Für „Erstellung und den Betrieb des Portals“ habe bremen4u von der EU Fördermittel bekommen, die leider nicht verlängert worden seien: „Jetzt müssen wir versuchen, job4u auf neue wirtschaftliche Füße zu stellen.“

Die Zusammenarbeit von Rundfunkanstalt und Zeitung scheint auch unter der zunehmenden „Konkurrenz zwischen den beiden Medienhäusern“ im Internet-Geschäft zu leiden, so Brunsen: Das hat die Kooperation schwieriger gemacht.“

Der Weser Kurier, so Marketingleiter David Koopmann, will die bremen4u-Zeitung und das Internetportal übernehmen: „Der Name, das Paper und das Portal sind eine erfolgreiche, eingeführte Marke“, sagt er: „Der Name bleibt.“ Radio-Bremen-Mann Brunsen sieht das anders: „Die Marke und der Name hängen vor allem an Radio Bremen und dem Programm Bremen 4.“ Der Sender halte daher aus Imagegründen an dem Namen fest, „den kann man nicht in fremde Hände geben“. Brunsen: „Der Weser Kurier wird sich einen Plan B überlegen müssen.“ Die Marke bremen4u werde „vom Markt gehen“.