Frauenzentrum in Kabul überfallen

KABUL taz ■ Vier bewaffnete Zivilisten haben am Dienstagabend das Büro der All-Afghanischen Frauenassoziation (AAWA) in Kabul überfallen und die Herausgabe der Mitgliederlisten der Organisation erzwungen. Darüber informierten AAWA-Mitarbeiter gestern Medien und diplomatische Kreise in der afghanischen Hauptstadt. Einen Raubüberfall schließt AAWA aus, weil außer den Listen nichts entwendet wurde, und spricht stattdessen von einem „politischen Diebstahl“. Die Polizei untersucht den Vorfall. AAWA wurde Anfang der 90er-Jahre gegründet und arbeitete auch unter dem Taliban-Regime weiter. AAWA betrieb illegale Schulen, Alphabetisierungs- und Handarbeitskurse, um Frauen zu helfen. Nach dem Sturz der Taliban wählte das US-Nachrichtenmagazin Newsweek AAWA-Chefin Suraya Parlika zu einem der „Menschen des Jahres 2001“. Sie beteiligte sich auch maßgeblich an der Gündung der postkommunistischen Nationalen Vereinigten Partei (NVP) Anfang dieses Monats. Der Oberste Richter Fazl Hadi Schinwari droht der Partei inzwischen mit Verbot. JH