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Archiv-Artikel

„Kinder stehen für Zukunft“

Die Kreativchefin der taz, Nina Schoenian, und die Grafikdesignerin Wibke Reckzeh im Gespräch über die neue Kampagne der taz-Genossenschaft

DIE TAZ-GENO

Gegründet: 1991 Mitglieder: 8.450 Mindesteinlage: 500 Euro, zahlbar in 20 Raten Telefon: (0 30) 25 90 22 13 Fax: (0 30) 25 90 25 16 Email: geno@taz Im Netz: www.taz.de/genossenschaft

INTERVIEW MARTIN REICHERT

taz: Die neue Geno-Kampagne ist in der Kita angesiedelt – wer von euch beiden war für die Erziehung der Rasselbande zuständig?

Nina Schoenian: Wir brauchten vor allem eine Fotografin, die mit Kindern umgehen kann. Die Kinder sind sonst unruhig, streiten sich untereinander. Das sieht man dann auf den Fotos.

Das heißt, man kann Kinder nicht einfach wie Models behandeln: „Stell dich mal an den Strand und lache.“

Nina: Auf keinen Fall. Unsere Fotografin ist selbst Mutter von fünf Kindern. Man muss da schon auf einiges achten. Kinder können sich zum Beispiel nicht so lange konzentrieren, das Shooting darf also nicht so lange dauern.

Wo fand das Shooting denn statt?

Wibke Reckzeh: In einem italienischen Café in Hamburg. Die Kinder hatten eine Menge Spaß. Es gab ein Catering, Nudeln mit Tomatensoße, Gummibärchen – und am Ende hat jeder ein Tattoo bekommen.

Wie bitte?

Nina: Natürlich ein abwaschbares! Das kannten sie ja schon vom Shooting. Die Aufschriften wurden auf ihre Gesichter „geairbrusht“, das fanden sie toll.

Und wie fanden die Kids die Message der Kampagne?

Nina: Die Kinder waren sechs Jahre alt! Aber eine der Mütter hatte Bedenken, dass die konservativen Großeltern entsetzt sein könnten, wenn ihr Enkel in einer taz-Kampagne erscheint.

Warum eigentlich überhaupt eine neue Kampagne? Hat die alte nicht mehr funktioniert?

Nina: Doch, im Gegenteil, die war unglaublich erfolgreich. Im letzten Jahr konnte die Geno über 800 neue GenossInnen gewinnen. Und solche Kampagnen sind das einzige Mittel, Menschen auf die taz-Genossenschaft aufmerksam zu machen.

Dort, wo früher ein Panter sprang, spielen nun Kinder Flüsterpost.

Nina: Der springende Panter stand für die Veränderbarkeit der Verhältnisse. Das vermittelt die neue Kampagne weiterhin, aber diesmal mit Kindern. Kinder stehen für Zukunft, auch für Hoffnung. Die taz feiert ja in diesem Jahr ihren dreißigsten Geburtstag, es ist auch ein Bild dafür, dass die Botschaft der taz an die nächste Generation weitergegeben wird.

Warum das Bild der Flüsterpost?

Nina: Dieses Bild veranschaulicht indirekt, was den Kern der „Marke“ Genossenschaft ausmacht: Unabhängigkeit, die Wahrheit soll ungefiltert die Öffentlichkeit, die Presse erreichen. Die Flüsterpost bringt das auf den Punkt, denn sie symbolisiert Klüngelei und Intransparenz. Wenn zu viele Interessengruppen mitspielen, steht am Ende alles Mögliche in der Zeitung. Außer der Wahrheit.

In der taz bekommt die Wahrheit sogar eine eigene Seite …

Nina: Richtig. Aber ernsthaft: Die GenossInnen der taz garantieren durch ihr finanzielles Engagement die Unabhängigkeit und den Fortbestand der taz. Die Unabhängigkeit der Presse ist erst mal etwas Unsichtbares, aber gerade in den letzten Monaten haben wir an allen Ecken und Enden mitbekommen, wie sehr andere überregionale Zeitungen und Medien vom Anzeigenmarkt abhängig sind. Die taz-Genossenschaft ist der Garant für die Unabhängigkeit der taz, die inzwischen von fast 8.500 Mitgliedern gesichert wird. Wir werden nicht reich dabei, können aber manchen Sturm überstehen.

Die Wirtschaftskrise, die Medienkrise, die Krise der Printzeitungen …

Nina: Bislang hat sich die taz gerade in Krisen bewährt, und dass ist auch jetzt wieder so. Gerade in letzter Zeit interessieren sich Menschen für die taz, die neben dem Lesen der Zeitung das Unternehmen taz und sein unternehmerisches Konzept sinnvoll finden. Wir gewinnen also auch GenossInnen, die durchaus ganz andere politische Ansichten vertreten. Ihre Motivation ist, eine vom Anzeigenmarkt unabhängige Zeitung zu unterstützen. Es müssen nicht immer LeserInnen der taz sein.

Wo wird denn die Kampagne in Zukunft zu sehen sein?

Wibke: Es gibt Flyer, Postkarten und Plakate, die bei Geno- und taz-Veranstaltungen ausgelegt werden. Und natürlich Anzeigen in der taz und in anderen Zeitungen und Magazinen. Das geht aber nur, wenn wir das als Tauschgeschäft machen, also im Gegenzug eine Anzeige der Partner in der taz unterbringen. Eine richtig große Kampagne mit allem Drum und Dran, also auch Plakaten in den Städten, würde allerdings 250.000 Euro kosten.

Das geht wohl nicht.

Wibke: Nein, leider. Wir als taz müssen uns da eben was einfallen lassen. Wir müssen gut sein. Schön ist zum Beispiel, dass wir über 4.000 verschiedene Bilder haben, wir können also variieren und immer andere Kinder zeigen. Hat auch nicht jeder.