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Archiv-Artikel

„Kulturpolitisch empfehlenswert“

Ein Kauf der Immobilie des Waldau-Theaters ist „aus kulturpolitischer Sicht empfehlenswert“, sagen die Wirtschaftsprüfer – sonst eher nicht

Von kawe

Bremen taz ■ Eigentlich soll es am Samstag auf einer Senatsklausur um die „Eckwerte“ für die Haushalte 2004/2005 gehen. Nebenbei und vorab aber steht auch die Zukunft des Waldau-Theaters auf der Tagesordnung. Pro Jahr bekommt dieses einen Zuschuss von 716.000 Euro aus dem Kulturressort. Diese Summe reicht nicht aus – etwa 100.000 Euro fehlen jedes Jahr. Wegen Misswirtschaft hat das Waldau-Theater sich inzwischen von seinem kaufmännischen Geschäftsführer getrennt (taz berichtete). Um die Finanzen zu sanieren, will Kultur- und Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU), dass die Stadt die Immobilie kauft und dem Waldau-Theater – Aufsichtsratvorsitzender: Ulrich Nölle – so 1,2 Millionen Euro zufließen. Wirtschaftsprüfer haben das Problem für den Senat jetzt analysiert. Ihr Kurz-Ergebnis, datiert vom 17.9.: Kaufmännisch macht der Erwerb der Immobilie keinen Sinn, aber „aus kulturpolitischer Sicht erscheint ein Immobilienverkauf sehr empfehlenswert“.

Eine Vermietung der Immobilie an andere Nutzer als die bestehenden wäre „sehr schwierig“, heißt es in dem Gutachten. Wenn die Stadt die Immobilie übernehme, müsste sie „im erneuten Krisenfall den Fortbestand des Theaters gewährleisten“. Die Wirtschaftsprüfer machen eine kleine Notfall-Rechnung auf, um das Risiko für die Stadt zu beschreiben: Sollte das Theater trotz des Immobilienverkaufs später Pleite gehen, würde die Stadt die 716.000 Euro jährlichen Betriebszuschuss an das Theater sparen – es „ergäbe sich bereits nach 20 Monaten eine Kostenersparnis in Höhe des geplanten Kaufpreises“. Diese Rechnung unterstellt ganz offen, dass die Immobilie ohne Theater unvermietbar und also wertlos wäre. Wenn der Trägerverein des Waldau-Theaters jetzt den Kaufpreis von 1,2 Millionen Euro für seine Immobilie bekäme, würde das den Fortbestand des Theaters aber nur für drei Jahre sichern, schreiben die Gutachter. Denn mit dem Geld müssten auch Kredite abgezahlt werden. Nur wenn die Miete geringer ausfallen würde als es einem Kaufpreis von 1,2 Millionen Euro entsprechen würde, könnte sich die Liquiditätslage des Theaters dauerhaft verbessern.

Schon jetzt ist die Stadt in der Klemme: Sie hat den Umbau der oberen Etage des Theaters zum Probenraum für die Kammerphilharmonie finanziert. Die hat dort ein kostenfreies Nutzungsrecht, das aber nicht im Grundbuch abgesichert ist. Die offenen Nutzungsrechte entsprechen zum Stichtag 1.10.2003 einer Summe von 663.000 Euro. Sollte die Stadt das Waldau-Theater nicht retten, würde ein Insolvenzverwalter sofort Miete von der Kammerphilharmonie verlangen – die 663.000 Euro wären weg. kawe