: Messerattacke in Agentur für Arbeit
Arbeitsloser sticht auf Sekretärin der Lichtenberger Agentur ein und verletzt sie. Der Mann fühlte sich offenbar ungerecht behandelt. Grüne fordern vom Senat mehr sozialversicherungspflichtige Jobs für Stützeempfänger
Die Zeiten werden rauer – noch vor In-Kraft-Treten der Hartz-IV-Reform. In der Lichtenberger Arbeitsagentur hat ein Arbeitsloser eine Mitarbeiterin mit einem Messer verletzt. Dies teilte die Polizei gestern mit. Im Anschluss an die Tat wurde der Mann festgenommen und sollte dem Haftrichter vorgeführt werden.
Der 44-jährige Arbeitslose war nach Polizeiangaben gegen 11 Uhr in der Arbeitsagentur in der Gotlindestraße eingetroffen. In einem Büro habe er dann eine 52-jährige Sekretärin angetroffen und ohne Vorwarnung mit einem Küchenmesser auf sie eingestochen. Beim Versuch, ihr in den Bauch zu stechen, sei die Klinge abgebrochen. Die Frau konnte einen Alarm auslösen und aus dem Zimmer flüchten. Mitarbeiter der Arbeitsagentur hielten den Mann fest, bis die Polizei eintraf.
Die 52-Jährige erlitt Verletzungen am rechten Ellbogen und an der rechten Hand. Sie kam zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus. Der Mann hatte laut Polizei schon vor drei Wochen mehrere Sachbearbeiter der Agentur bedroht. Als Motiv gab er an, dass ihm unberechtigt Leistungen gestrichen worden seien.
In Arbeitsagenturen und Sozialämtern kommt es immer wieder zu Übergriffen frustrierter Arbeitsloser. Die Gewerkschaft der Polizei hatte jüngst bereits vor einer Zunahme derartiger Taten infolge der Hartz-Reformen gewarnt.
Die Grünen-Fraktion forderte unterdessen den rot-roten Senat auf, jährlich mindestens 6.000 sozialversicherungspflichtige Jobs für Arbeitslose zu ermöglichen. „Hartz IV heißt mehr als 1-Euro-Jobs“, so Fraktionschefin Sibyll Klotz. Zurzeit finanziere der Senat nur noch rund 2.400 sozialversicherungspflichtige Jobs für Sozialhilfeempfänger.
Das sei unverständlich, da der Bund ab 2005 die Kosten für diese Jobs übernehme, das Land müsse lediglich für das laufende Jahr zahlen. „Das Nachsehen haben nicht nur Sozialhilfe Empfangende“, so Klotz. Es werde außerdem der Eindruck erweckt, die neuen Beschäftigungsmöglichkeiten nach der Hartz-IV-Gesetzgebung bestünden ausschließlich in der so genannten Mehraufwandsentschädigung, den 1-Euro-Jobs.
Die 6.000 sozialversicherungspflichtigen Jobs wären allerdings nur wenig mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn zusätzlich zu den bisherigen Sozialhilfeempfängern rutschen ab 1. Januar rund 170.000 Berliner auf das Sozialhilfeniveau, genannt Arbeitslosengeld II, ab. ROT