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Archiv-Artikel

boubacar sanogo Voll Pfosten

Es war eine ulkige Prozedur, die Boubacar Sanogo am Samstagabend über sich ergehen lassen musste. Nach unzähligen Interviews und sich wiederholenden Erklärungsmustern war der ivorische Stürmer noch so freundlich, den Machern von Werder.TV ein allerletztes Interview zu gewähren. So kam es, dass Sanogo sich Frotzeleien der frisch geduschten und an ihm vorbeispazierenden ehemaligen Bremer Mitspieler anhören musste. Ob Tim Wiese, Petri Pasanen oder Daniel Jensen, es gab es niemanden, der sich nicht auf seine Art beim hünenhaften Angreifer bedankte, der ursächlich für eine ansehnliche Nullnummer verantwortlich war.

Der Profi, der im Winter für 900.000 Euro von Bremen nach Hoffenheim ausgeliehen worden war, versagte beim Wiedersehen vor dem Bremer Tor. Aber kann man von Versagen sprechen? War es nicht eher verhext? Fünf Torschüsse gab Sanogo ab, einmal hielt Torwart Wiese gut (54.), aber gleich dreimal stand der Pfosten im Wege. Bei einem Schuss mit links (40.), bei einem mit rechts (53.) und dann wieder einem Nachschuss mit links (56.). So etwas hat es seit Einführung der Bundesliga-Datenbank 1993 noch nicht gegeben. „Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe“, stammelte Sanogo hinterher. „Ich finde, ich habe gut gespielt, aber als Stürmer brauchst du Tore. Da fehlt mir etwas, und ich weiß nicht, warum.“

Trainer Ralf Rangnick, der in Ermangelung von Mittefeldkräften (Weis, Gustavo, Salihovic) einen Dreiersturm (Sanogo, Ba, Obasi) formiert hatte, wollte nicht den Stab über seinen Stürmer brechen. „Das war wirklich Pech. Wir hätten halt das Tor ein bisschen breiter machen müssen“, sagte er. Rangnick aber wäre nicht Rangnick, hätte er nicht den nicht immer trainingseifrigen Sanogo sogleich zu einer Fortsetzung solcher Taten aufgefordert. „Das war von ihm eine deutliche Leistungssteigerung. Die war aber auch nötig.“ Sein sensibler, am Ende sowohl in Hamburg als auch Bremen zum Zaudern neigender Angreifer müsse noch ein „paar Prozentpunkte“ draufpacken. Das gilt auch für etliche seiner neuen Kollegen, denen an der neuen Wirkungsstätte in Sinsheim die Form fehlt. FRANK HELLMANN