: Kaschierte statistische Erfolge
Falsche Kriminalstatistik sorgt weiter für Wirbel. Polizeigewerkschaft gibt Politik Schuld an der Datenpanne. SPD beantragt Innenausschuss-Sondersitzung
Der Flop um die Halbjahres-Kriminalstatistik (PKS) hat nun den Zorn der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hervorgerufen: „Schill wollte in seiner üblichen Schnellschusspolitik einen Erfolg verkaufen, den er nicht hatte“, kritisiert der Vorsitzende André Bunkowsky und macht die Politik für die peinliche Datenpanne verantwortlich: „Die Polizei veröffentlich normalerweise keine Halbjahreszahlen.“
Statitisken sind ein beliebtes Mittel der Politik, den politischen Gegner vorzuführen. So sah unter Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) der CDU-Chef Dirk Fischer in dem Zahlenwerk den Beleg, dass „Hamburg die gefährlichste Stadt Deutschlands“ sei. Nun kann die SPD-Opposition zur Revanche ausholen, die Kriminalität unter Ronald Schill habe die höchste Rate seit dem 2. Weltkrieg.
Bunkowsky warnt indes vor einer Überinterpretationen. Wie berichtet, waren aufgrund von Eingabefehlern die Verbrechenszahlen im ersten Halbjahr 2003 nicht um 2,5 Prozent gesunken, sondern um 2,8 Prozent angestiegen. Er bezeichnet aber den Begriff „menschliches Versagen“, den Polizeipräsident Udo Nagel verwandt hatte, eine „Frechheit“. Davon spreche man bei schweren Zugunglücken mit Todesopfern. Hier seien zwar Fehler gemacht worden, die aber auf „Druck der Politik“ enstanden seien. Diese wolle sich mit ständig neuen Zahlen „einen kurzen Moment in Erfolgen sonnen“. Halbjahreszahlen seien „wenig aussagekräftig“, da nur ein kleiner Zeitraum erfasst werde.
Innensenator Dirk Nockemann (Schill-Partei) verteidigt sich: „Die Halbjahrestatistik ist eine Hinterlassenschaft aus der Ära Wrocklage.“ Er sehe sie „kritisch“, könne sie aber nicht einfach abschaffen. Der SPD-Innenexperte Michael Neumann hat für nächste Woche eine Sondersitzung des Innenausschusses beantragt. Als Schills Ex-Büroleiter trage Nockemann erhebliche Mitverantwortung: „Das ist Nockemanns Knock-out.“ Und auch die Grüne Sabine Steffen fordert eine „Neubewertung der Hamburger Innenpolitik“, nachdem die tatsächlichen Zahlen bekannt sind. KVA