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Archiv-Artikel

Werkzeug der Falken

Der Krieg und die Medien V: Die Lobbyistin Eleana Benador organisiert mit ihrer mächtigen PR-Agentur die neokonservative Meinungsfront in den USA

aus Washington MICHAEL STRECK

Sie sind abgetaucht. Die neokonservativen Wortführer des Irakkrieges predigen seltener auf US-Fernsehbildschirmen über die demokratische Umwälzung des Nahen Ostens, seit der chaotische Nachkriegsirak ihre allzu rosigen Träume von der Neuordnung unter einer Pax Americana vorerst zerplatzen ließ.

Noch Anfang des Jahres waren sie omnipräsent auf den TV-Kanälen Fox News, CNN oder MSNBC. Es war immer die gleiche, kleine Schar rechtskonservativer Analysten und Kommentatoren, die die öffentliche Debatte dominierte. Dass die US-Medien am Ende die scheinbare Notwendigkeit des Präventivkrieges nicht mehr hinterfragten, verdanken die Falken in Washington zudem einer einzelnen Frau im Hintergrund: Eleana Benador. Sie gilt als Architektin der konservativen Medienoffensive.

Die Denkfabrikantin

Von New York aus leitet sie ihr Ein-Frau-Unternehmen „Benador Associates“, eine PR- und Redner-Agentur, wie sie es selbst nennt. In nur anderthalb Jahren hat sie um sich das „Who’s Who“ prominenter amerikanischer, aber auch arabischer Kriegsbefürworter und Regimewechsel-Advokaten versammelt. Ihre Kartei umfasst Männer wie die neokonservative Ikone Richard Perle, den früheren CIA-Direktor James Woolsey, Michael Leeden vom konservativen „American Enterprise Institute“, den Oberfalken unter den US-Kolumnisten Charles Krauthammer von der Washington Post und Alexander M. Haig, ehemals Außenminister unter Ronald Reagan. Zugang zu den Hardliner-Kreisen bekam die gebürtige Peruanerin, die lange als Übersetzerin für die UNO in Genf arbeitete, als sie im Jahre 2000 bei der konservativen Denkfabrik „Middle East Forum“ in Philadelphia einstieg.

Gewöhnlich verbringt Benador ihren 17-Stunden-Tag damit, TV-Produzenten und Zeitungsredakteure anzurufen, um die Botschaft ihrer Klienten unterzubringen. Nach eigenen Angaben arrangiert sie für ihre Polit-Promis jede Woche zwischen 15 und 30 Interviews in amerikanischen und ausländischen Fernsehprogrammen – TV-Sender gehören zu ihrem wichtigsten Sprachrohr. Zudem platziert sie Kommentare in den einflussreichsten Zeitungen der USA, allem voran dem Wall Street Journal. „Ich glaube, wir haben alle ihrer Liste bei uns untergebracht“, sagte jüngst Meinungschef Tunku Varadarajan. Sie selbst bleibt dabei strikt hinter der Bühne.

Benador profitiert von einem Mediensystem, das 24 Stunden gefüttert werden will, in dem Redakteure froh sind, dass ihnen jemand die Arbeit abnimmt und sie mit hochkarätigen Interviewpartnern oder Kolumnisten versorgt. Das allein erklärt nicht ihren Erfolg. Die Voraussetzung hierfür sei die grundsätzlich kriegsbefürwortende Haltung der Mainstream-Medien und ihrer Mutterkonzerne, glaubt Bill Berkowitz, Kenner der Konservativen-Szene in den USA.

„Ich spürte einen inneren Drang, der Welt klar zu machen, dass Sicherheit und Frieden im Nahen Osten und damit auch für die Welt nur durch einen Regimewechsel und Demokratisierung im Irak erreicht werden können“, sagt sie. Ihre Experten hätten eine überzeugende Vision von globaler Sicherheit.

Dr. Seltsam in der Kartei

Kritiker bezichtigen sie, PR für den Krieg zu betreiben. Kolumnist Brian Whiteaker nannte sie im britischen Guardian ein „Werkzeug“ der Kriegsbefürworter. Ein Vorwurf, den sie entschieden zurückweist. „Niemand hat mich um den Job gebeten. Das war eine reine Privatsache.“ Es bestünde jedoch kein Zweifel, sagt Berkowitz, dass „sie diesen Dr. Seltsams dabei hilft, ihre Botschaft zu verbreiten“. Dass diese die US-Medien so stark durchdringen konnte, liegt auch daran, dass die Opposition kein Gegengewicht zu dieser PR-Agentur besitzt, die persönliche Mission und Geschäft vermischt. Nun, da der Frieden im Irak noch lange nicht gewonnen ist, streckt sie ihre Fühler verstärkt in die Unternehmenswelt aus. Sie hofft, dass Firmen, die im Nahen Osten investieren wollen, den Rat ihrer Klienten gebrauchen könnten. Auch bietet sie mittlerweile Kurse an US-Universitäten an. Thema: „Anti-Amerikanismus“. Ihre Experten können sicher auch dazu einiges beisteuern.