: Marke Eigenbräu
Hopfen und Malz, reines Wasser und Hefe – mehr ist im selbst gebrauten Bier nicht drin. Weniger aber auch nicht, denn Hobbybrauer Udo Krause setzt auf Zutaten aus biologischem Anbau
von Sandra Pingel
Anfang der achtziger Jahre saß Udo Krause vor dem Fernseher und ließ sich infizieren von einem, wie er heute sagt, „ansteckenden Hobby“: Tüftler Jean Pütz hatte in die häusliche Kunst des Bierbrauens eingeführt. Kurze Zeit später stand Krause in seiner WG-Küche in Berlin-Wilmersdorf und braute sein erstes eigenes Bier. Und während sich seine Mitbewohner damit begnügten, an Krauses neuem Hobby als dankbare Konsumenten des Endprodukts teilzuhaben, ist der gelernte Stadtplaner dem Brauen bis heute treu geblieben und hat das Hobby inzwischen zum Beruf gemacht.
Seit zehn Jahren betreibt Krause im Wendland einen Versandhandel für Hobbybrauerbedarf. Von Hopfen und Malz aus ökologischem Anbau über Hefe bis hin zu Fachliteratur und technischen Utensilien wie Läuterbottich oder Würzespindel, bekommt man bei ihm alles für die heimische Brauerei. Für den Anfang, sagt Krause, sollte man mit einem großen Einkochtopf, einem Thermometer und etlichen Bügelverschluss-Bierflaschen aber gut bedient sein.
Übermäßig groß ist die Kundschaft nicht. „In den USA“, erzählt der 54-Jährige, „gibt es in jeder größeren Stadt Geschäfte für Heimbrauerbedarf.“ Und in England träfen sich jährlich zehntausende Liebhaber von Selbstgebrautem zur Verkostung beim „Great British Beer Festival“. In Deutschland gibt es hingegen nur einige tausend, die eigenes Bier herstellen. „Dabei ist der Brauvorgang sehr einfach“, sagt Krause, „mit rund sechs Stunden aber recht zeitaufwendig.“
Hopfen und Malz, das heißt, die in einem aufwendigen Verfahren zum Keimen gebrachte und später getrocknete, also gemälzte Braugerste, Wasser und Hefe – so verlangt es das Deutsche Reinheitsgebot, und mehr ist auch im selbstgebrauten Bier nicht drin. Im Brauvorgang werden diese Zutaten zusammengekocht, erst Wasser und Braugerste, wobei unterschiedliche Temperaturstufen zu beachten sind, dann kommt für einige Zeit der Hopfen dazu und ganz zum Schluss wird die unter- oder obergärige Hefe für die Gärung zugegeben. In den Genuss des eigenen Erzeugnisses kommen Hobbybrauer allerdings erst nach vier bis sechs Wochen. So lange muss das in Fässern oder Flaschen gelagerte Bier reifen – idealerweise bei Temperaturen zwischen null und fünf Grad.
Für die Teilnehmer seiner Kurse, die er regelmäßig in seinem „Ferien und Seminarhof Satkau“ im Wendland anbietet, hält Krause deshalb immer das eigene Selbstgebraute bereit. Hier können Anfänger den gesamten Brauvorgang kennenlernen, inklusive jeder Menge Theorie über das Brauhandwerk und die verwendeten Zutaten. Fortgeschrittenen werden die verschiedenen Maischverfahren und die Züchtung eigener Hefestämme vermittelt, sie lernen, unterschiedliche Biere herzustellen und den Geschmack nach persönlichen Vorlieben zu variieren.
„Mit Verantwortung hergestellte Nahrungsmittel genießen“ und „Kenntnisse bewahren“, beschreibt Krause das Konzept des Seminarhofs. Neben dem Brauen kann man hier beispielsweise auch lernen, wie Käse und Wurst hergestellt werden; es gibt Kurse im Schmieden, Tischlern oder Trommelbau.
„Vor 100 Jahren ist es in Deutschland völlig normal gewesen, dass jeder Haushalt sein Bier selbst gebraut hat“, erzählt Krause. „Heute ist diese Geschmacksvielfalt verloren gegangen.“ Stattdessen, ärgert sich der Fachmann, herrsche nun ein „standardisierter Einheitscharakter“, und auch durch die industrielle Pasteurisierung und Filtrierung des Bieres gingen wichtige Geschmacks- und Nährstoffe verloren. Krauses Bier hingegen hat noch eine natürliche Trübung und wird nicht künstlich konserviert, weshalb es innerhalb von drei Monaten getrunken werden sollte.
Das Reinheitsgebot, so der passionierte Bierbrauer, helfe da auch nicht viel, auch wenn es von einem Großteil der deutschen Bierindustrie noch eingehalten werde. Beachte man jedoch, dass die verarbeiteten Rohstoffe aus einer Landwirtschaft stammen, „die sich Pestizide und Genmanipulation zu eigen macht“, könne davon eigentlich nicht mehr die Rede sein. „Für mich“, sagt Krause, „ fängt das Reinheitsgebot auf dem Acker an!“