Vorschulpädagogik ohne Weitblick?

Für Bildung vor der Schule ist kein Geld da. Daher beschäftigt sich die Behörde mit einem „Rahmenplan“

Bremen taz ■ Kindergärten zur „öffentlichen Bildungseinrichtung“ aufwerten wollen vier Bremer ElternvertreterInnen. „Weitblick“ haben sie ihre Initiative für Vorschulbildung genannt, die der Entwicklung in den Kitas Dampf machen soll.

„Die Ergebnisse der PISA-Studie sind Anlass für uns, auch die Bildung in den Kinder-Tageseinrichtungen einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Sie zwingen uns zu Veränderungen, die wir unverzüglich in Angriff nehmen“, hatte die zuständige Senatorin Karin Röpke (SPD) vor einem Jahr noch vollmundig getönt und Geld für gezielte Sprachförderung im Kindergarten und für Unterstützung von Müttern versprochen. Die Defizite der Vorschulischen Bildung – Hauptthema der PISA-Studie – sollten per „Rahmenbildungsplan“ behoben werden. An dem wird bis heute noch gearbeitet.

Man könne gleich die fertigen Papiere aus anderen Bundesländern nehmen und beginnen, die Kitas entsprechend zu verbessern, hatte die Leiterin des Verbandes der evangelischen Kindergärten, Ilse Wehrmann, damals schon eingewandt. Denn in dem Bremer Papier könne kaum Anderes stehen. Spannend ist allein die Frage, ob Geld für die Umsetzung da ist. Und da sieht es schlecht aus. „Es gibt kaum Geld für große Projekte“ räumte der sozialpolitische Sprecher der SPD, Frank Pietrzok, diesbezüglich unlängst ein.

Die Forderung der Vorschulpädagogen nach einer qualifizierten Zweitkraft für jede Kita-Gruppe hatte die SPD auf den „Einstieg“ in das Thema Zweitkraft ohne Festlegung auf deren Qualifikation herabgestuft. Selbst dieser „Einstieg“ ist aus finanziellen Gründen derzeit umstritten.

Der Kindergarten solle ein Ort sein, an dem jedes Kind „als eigenständiges Individuum“ betreut werden könne und in seinem „Forschergeist“ altersangemessen begleitet und unterstützt werde, fordert die Initiative Weitblick. Solange eine Erzieherin eine Gruppe von 20 Kindern betreuen muss, kann davon keine Rede sein – und auch „Rahmenbildungspläne“ werden das nicht ändern. Der Beruf der Erzieherin müsse aufgewertet und besser bezahlt werden, um für die anspruchsvollen Ziele genug motiviertes Personal zu bekommen, heißt es im Thesenpapier von „Weitblick“ (www.weitblick-bremen.de). „Gute Erzieherinnen verlassen sonst die Kitas.“ Supervision sollte „selbstverständlich“ werden.

Vor drei Jahren hatte es einmal einen Anlauf gegeben, die Qualität der Kita-Betreuung zum Thema zu machen. Alle privaten Träger wurden verpflichtet, sich einer externen Qualitätskontrolle zu unterziehen. Für die staatlichen Einrichtungen sollte das zunächst nachgeholt werden – wurde es aber nicht. Die Sozialbehörde hat also keinerlei Überblick über die Qualität der von ihr finanzierten Kitas – und konnte schon deshalb keine Konsequenzen aus dem teuren Projekt ziehen. „Weitblick“ will dafür trommeln, dass der „Rahmenbildungsplan“ nicht ähnlich folgenlos als „Papier“ endet. kawe