Arsten-Südwest kriegt eingeheizt

Kalte Heizkörper im Winter, Kochwasser aus der Dusche: Jahrelang hatte das Neubaugebiet Arsten-Südwest mit Mängeln im Fernwärmesystem zu kämpfen. Ursache: Schlampige Installation und zu großes Netz. Jetzt sind die Klempner unterwegs

Bremen taz ■ Mal war die Heizung nicht so warm wie sie sollte, mal lief man Gefahr, sich am Heizungsstrang zu verbrennen. Duschwasser, eben noch wohltemperiert, strömte urplötzlich kochend heiß aus der Brause. Oder es blieb nach der ersten Dusche stundenlang kalt. Die BewohnerInnen des Neubaugebiets Arsten-Südwest und in der benachbarten Siedlung Fritz-Erler-Straße sind in derlei Hinsicht einiges gewohnt. Sechs Jahre ist es her, dass hier die ersten ihre Häuser bezogen. Ein provisorisch in Containern untergebrachtes zentrales Heizwerk versorgt diese mit Wärme für Heizung und Bad. Nur: Das Fernwärme-System funktioniert nicht so, wie es soll.

Seitenlang ist die Liste, auf der Susanne Aderhold, Sprecherin des Anwohnervereins Arsten-Südwest, die aufgetretenen Mängel Haus für Haus zusammengestellt hat. Mehrfach schon schickten Gewoba und Brebau – sie haben die Häuser gebaut – Handwerker vorbei, die tauschten Rohre, Ventile, Pumpen, schraubten, löteten und regelten. Alles ohne Erfolg. „Flickwerk“, sagt Anwohnerin Sabine Blumstengel dazu. Auch die swb, die das Fernwärmenetz betreibt, ist ratlos. „Man weiß nicht genau, wo das herkommt“, gibt Sprecherin Marlene Odenbach zu. Klar ist nur: Am Fehlverhalten einzelner Hausbewohner kann es nicht liegen.

Um Verbrühungen unter der Dusche zu vermeiden, drosselte die swb im Juni vorsorglich die Vorlauf-Temperatur im Wärmenetz. Fieberhaft versuchen Gutachter, Materialprüfer, Techniker, Installateure und der Hersteller der eingebauten Regler seither, die Probleme in den Griff zu kriegen. Dem Vernehmen nach sollen unter anderem die Klempner seinerzeit schlampig gearbeitet haben: Die eingebauten Heizungen entsprachen nicht den Vorgaben der swb. Viel Zeit für die Reparaturen bleibt nicht mehr. In wenigen Wochen beginnt die Heizperiode – dann muss das Heizwerk wieder volle Pulle laufen.

Die Temperatur im unterirdischen Wärmenetz soll künftig sogar noch höher liegen als vor der Sicherheits-Absenkung im Juni. Damit hofft die swb unliebsame Überraschungen wie im letzten Winter zu vermeiden. Weil das Arster Fernwärmenetz über die Jahre immer weiter ausgebaut wurde – inzwischen versorgt es rund 1.300 Haushalte –, kam an besonders kalten Tagen am Ende des Wärmestrangs nämlich nicht immer genügend Hitze an: Die Heizungen in einigen Häusern blieben lau. Derzeit gehen Techniker der swb von Tür zu Tür, um zu prüfen, ob die Installationen auch die künftig höhere Netz-Temperatur vertragen. Anwohner-Sprecherin Susanne Aderhold sieht das mit Wohlwollen: „Wir sind guter Hoffnung, dass wir diesen Winter wirklich heizen können.“

Statt der provisorisch in Containern untergebrachten Heizzentrale soll ab Januar darüber hinaus ein neues, leistungsfähigeres Heizwerk am Schulzentrum Obervieland die Wärmeversorgung des Neubaugebiets sicherstellen. Anfang der 90er-Jahre hatte die Stadt dort noch eine ökologische Innovation geplant: Ein großer Erdspeicher sollte im Sommer Sonnenwärme speichern und diese im Winter zum Heizen zur Verfügung stellen. Dieser Vorschlag ist längst vom Tisch. Entgegen der Pläne wird am Schulzentrum Obervieland indes vorerst nicht mal ein Blockheizkraftwerk (BHKW) entstehen, das – besonders umweltschonend – nicht nur Wärme, sondern auch noch Strom erzeugen könnte. Obwohl die Stadt 40 Prozent der Investition übernehmen würde, sei diese derzeit „nicht wirtschaftlich“, sagt swb-Sprecherin Odenbach. Allerdings: Sollte der Bund die Einspeisevergütung für Strom aus so genannter Kraft-Wärme-Kopplung erhöhen oder die Strompreise steigen, könnte das dann wirtschaftliche BHKW auch nachträglich noch errichtet werden. Armin Simon