: was macht eigentlich ...Martin Lindner?
Einheitsware fordern
Sozialhilfeempfänger brauchen keine Markenklamotten. Das findet jedenfalls FDP-Fraktionschef Martin Lindner, der stets gut gekleidet ist. Wohlstand muss man schließlich sehen können, Armut auch. Deswegen möchte Lindner, dass sich Sozialhilfeempfänger künftig in einem extra eingerichteten Kaufhaus einkleiden. Mit diesem „Zentraleinkauf“ könnten Kosten gespart werden, so der Liberale. „Sozialhilfeempfänger sollen nicht schäbige Sachen bekommen. Es müssen aber auch nicht Markenartikel sein.“
Das gab es schon einmal – billige Massenware für alle. Die HO (Handelsorganisation) und der jetzt Pleite gehende Konsum haben für die DDR-Bürger stets Modisches erschwinglich gemacht. So günstig, dass kurz nach dem Mauerfall jeder Ostler im Westen auf hundert Meter zu erkennen war. Was lernt der wirtschaftsliberale West-Anwalt heute daraus? Dass Sozialismus gar nicht so schlecht ist – solange die Armen arm aussehen, damit für die Reichen noch mehr Geld bleibt, sich elegant zu kleiden.
Dann doch lieber Marktwirtschaft! Wie wäre es mit etwas mehr (Preis-)Wettbewerb, zum Beispiel bei den hohen, staatlich geschützten Anwaltsgebühren? Vielleicht fände sich bei freier Konkurrenz ja der eine oder andere Anwalt, der einen Mandanten für die Hälfte der Gebühr verteidigte? Und vielleicht käme Wirtschaftsanwalt Lindner dann einmal in den Genuss, mit Woolworth-Oberhemd, Aldi-Jeans und Lidl-Freizeitschuhen in der Kanzlei zu erscheinen? Er würde sehen: Markenkleider machen Leute. ROT FOTO: ARCHIV