Geplatzte Verlobung

Knappe Entscheidung: Oberlausitzer Kirche lehnt die Fusion mit der Landessynode Berlin-Brandenburg ab

Die Fusion der evangelischen Kirchen von Berlin-Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz ist geplatzt. Mit knapper Mehrheit lehnten die Kirchenparlamentarier aus Görlitz bei der Tagung der Synoden die für Anfang 2004 geplante Kirchenneubildung ab. Nur 25 der 41 Synodalen aus Ostsachsen stimmten der Fusion zu – notwendig wären 27 Stimmen gewesen.

Schon seit Wochen waren aus der Oberlausitz vor allem kritische Stimmen zu hören gewesen. Gemeinden fühlten sich von dem Projekt der Kirchenleitung überfahren. Ängste vor dem Verlust der schlesischen Identität, eine andere Frömmigkeit, die größere Nähe zu Sachsen wurden als Gründe genannt. Auch der Beschluss der Berlin-Brandenburgischen Synode, die Segnung Homosexueller zuzulassen, stieß in Ostsachsen auf Ablehnung. Vor dem Eröffnungsgottesdienst hatten Fusionsgegner gegen den Zusammenschluss protestiert: Sie hatten die Treppe zum Tagungsort mit Zetteln zugeklebt: „Wir erbitten Ihr Nein, weil wir, die Gemeinden, nie ernsthaft gefragt wurden.“

Während sich die Synodalen aus Berlin-Brandenburg mit großer Mehrheit für die Fusion aussprachen, lieferten sich die beiden Lager aus der Oberlausitz einen heftigen Schlagabtausch. Mit eindringlichen Appellen bemühten sich die beiden Bischöfe Wolfgang Huber und Klaus Wollenweber, die Oberlausitzer für die Kirchenehe zu gewinnen. Auch der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock rief dazu auf, den „angststarren Kaninchenblick von der Schlange zu lösen“ und neue Chancen zu erkennen. Kleine Landeskirchen liefen Gefahr, in der pluralen Gesellschaft unkenntlich zu werden. Am Ende konnten die Fusionsgegner ihr Vorhaben, der Kirchenleitung einen Denkzettel für die empfundene Bevormundung zu verpassen, durchsetzen. Ob ein neuer Fusionsversuch gestartet wird, bleibt vorerst offen. EPD