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Archiv-Artikel

Farbtafeln heute: Gut gehängt ist ganz gewonnen

Das Studio A in Otterndorf zeigt gegen alle Moden ausschließlich gegenstandsfreie Kunst. Derzeit dort zu sehen: die monochromen Werke des Hamburgers Christian F. Kintz

Was zieht weltberühmte Künstler wie Sol LeWitt oder James Turell in eine Kleinstadt an der Mündung der Medem in die Elbe? Nicht einmal 7.000 Einwohner hat Otterndorf, und trotzdem gibt es dort im Land Hadeln seit 1974 das kleine Studio A, ein Museum des Kreises Cuxhaven, das sich ausschließlich der gegenstandsfreien Kunst verschrieben hat – eine Spezialisierung, wie sie erst weit im Süden, im bayerischen Ingolstadt im Museum für konkrete Kunst, wieder zu finden ist.

Was in den sechziger Jahren als Privatinitiative des Arztes Herbert Augat begann, ist zu einer Institution geworden, die über alle Kunstmoden hinweg auf informelle, konkrete und konstruktivistische Ausdrucksformen setzt. Das Studio A ist seit 1985 in der ehemaligen Stadtscheune beheimatet und zeigt im ersten Stock stets einen Teil der Sammlung von Hans Arp bis Victor Vasarely, während Sonderausstellungen auf dem Dachboden stattfinden.

Die aktuelle Ausstellung präsentiert monochrome Ölbilder des Hamburger Malers Christian F. Kintz. Monochromie scheint außer unmittelbarem Erleben nicht viel Neues zu bieten. Aber Kintz geht mit der Tradition seiner Arbeit nicht ungebrochen um: Seine Bilder der letzten fünf Jahre sind eher auf eine malerische Grundlagenforschung hin angelegt, auch wenn sie zugleich als horizontlose Stimmungsfelder oder selbstreferenzielle Farbtafeln funktionieren.

Die mindestens aus vier verschiedenen Farbschichten aufgebauten Ölbilder können auch für sich allein stehen, ihre Besonderheit allerdings besteht darin, dass sie als Teil eines Bildarchivs konzipiert sind. Denn jeweils eine Gruppe gleichformatiger, aber verschiedenfarbiger Bilder ist in einer hölzernen Sammlungskiste zusammengefasst. Aus diesem Lagervorrat heraus finden die Bildtafeln wie einzelne Wörter im Zusammenhang ihrer Hängung zu einem neuen Kontext.

Nach Otterndorf reiste Christian F. Kintz mit acht solchen Sammlungskisten und inszenierte daraus den ihm überlassenen Raum. So ergibt sich über drei perfekt gemalte Einzelbilder hinaus eine neue malerische Setzung, deren Bildträger nun die ganze Wandfläche ist. Die Hängung wird so ein Malen mit schon gemalten Bildern, die Ausstellung wird zu einem Metabild, das seine Farbwirkung auch in den Rändern und Zwischenräumen der Bilderbausteine erzielt. HAJO SCHIFF

bis 28. 10. im Studio A, Otterndorf, Museum gegenstandsfreier Kunst des Landkreises Cuxhaven, Sackstraße 4. Öffnungszeiten: Di–Fr 10–13 sowie 15–18, Sa/So 15–18 Uhr