: Teufelserwachen
Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt in Frankfurt 3:1 und rettet vorübergehend Trainer Erik Gerets den Job. Dafür wackelt nun auch der Kollege Reimann
aus Frankfurt ACHIM DREIS
Eine Sorge war Erik Gerets schon vor dem Spiel los. Er würde nicht der erste vorzeitig entlassene Übungsleiter der 41. Bundesligasaison sein. Diese zweifelhafte Ehre wurde Ewald Lienen zuteil, der einige Stunden zuvor in Mönchengladbach ausgezettelt hatte – als unmittelbare Folge von Borussias 0:2-Niederlage in Hannover, aber auch als später Fluch der 0:2-Heimschlappe zuvor gegen Frankfurt. Die Hessen hatten aus diesem, ihrem ersten Saisonsieg den vielleicht allzu nahe liegenden Schluss gezogen, mit der gleichen Taktik auch zu Hause gegen die Pfälzer anzutreten. Nur eine Spitze (Cha) brachte Trainer Willi Reimann, dahinter sollten drei offensive Mittelfeldspieler (Skela, Kreuz, Möller) für Wirbel sorgen. Gerets hingegen hatte offensiver aufgestellt und bot in Lokvenc und Klose zwei Stürmer auf. Und als dann Hristov schon nach fünf Minuten den Ball mit einem strammen 25-Meter-Schuss genau in den Winkel zum 0:1 trat, lief alles auf einen guten Abend für den FCK-Coach hinaus. „Ich wusste, jetzt musste mein Kollege handeln“, freute sich Gerets über die glückliche Fügung zu Beginn.
Nach gut zehnminütiger Denkpause wechselte Reimann tatsächlich die Formation und brachte in Frommer (17.) einen zweiten Stürmer. „Verletzungsbedingt“, sei die Auswechslung von Defensivkraft Bindewald erfolgt, beeilte sich der Stadionsprecher zu versichern. Auch wenn die Gastgeber danach einige Spielanteile zurückgewannen: Viel mehr als ein zu Recht nicht anerkanntes Abseitstor eben durch Frommer (42.) und zwei geschickte Freistöße von Skela (35./45.) kam nicht dabei rum. Reimann war nach der Partie fassungslos über das blutarme Spiel seiner Mannschaft: „Die Spieler wollten nicht genug investieren“, stellte er bitter fest.
Noch schlechter als die erste Halbzeit begann die zweite für die Eintracht. Es dauerte keine drei Minuten, bis der Ball im Netz lag – Klose schob unbedrängt zum 0:2 ein. Kaum verdaut, verwertete Hristov auch noch einen Eckball per Kopf zum 0:3 (51.). „Und ihr wollt hier zu Hause sein“, höhnten die Gästefans.
Gerets konnte nun locker den Tag schon vor dem Abend loben und war „richtig zufrieden“ mit seiner Mannschaft. Vier Punkte hatte Vereinschef René C. Jäggi vor den beiden Derbys gegen Freiburg (2:2) und in Frankfurt gefordert – nun hatte er sie bekommen. „Wir haben auch für den Trainer gespielt“, beeilten sich nach dem Spiel alle weißen Teufel von der 1 (Wiese) bis zur 11 (Klose) zu versichern. „Die Mannschaft hat in der schwierigen Situation Charakter gezeigt“, freute sich Gerets. Jäggi hingegen formulierte es weniger pathetisch: „Die Spieler sind endlich aufgewacht.“
Die Eintracht dagegen spielte der Baustellenkulisse im Waldstadion angemessen: alles nur halb fertig. Rückkehrer Möller konnte bei seinem Heimcomeback nicht überzeugen und wurde nach drei Torschussvorlagen in 54 Minuten für Stürmer Beierle ausgewechselt. Auch Kreuz verließ mit ihm den Platz. Damit war das Aufstellungsmodell „offensives Mittelfeld hinter einer Spitze“ grandios gescheitert. „Hinterher ist man immer schlauer“, raunzte Reimann.
Drei Eintracht-Stürmer sollten in der letzten halben Stunde für eine Wende sorgen, doch die Konter der Gäste waren gefährlicher, sodass Gerets letztlich noch die Chancenauswertung bemängeln durfte. Skela verpatzte den Frankfurter Tag dann völlig, als er die rote Karte kassierte, weil er Gegenspieler Riedl angespuckt hatte. Typisch auch, dass Frommer in der Nachspielzeit einen Strafstoß nicht im Tor unterbrachte. Überraschenderweise verwertete Beierle den Pfosten-Abpraller wenigstens zum 1:3.
„Wir müssen uns um unsere eigenen Arbeitsplätze kümmern“, hatte Reimann während der Woche unwirsch auf das Thema „sichere Trainerbank“ reagiert. Damit könnte er nach dieser Heimschlappe Recht haben, denn vier Punkte aus sechs Spielen waren zumindest für Lienen zu wenig; am kommenden Sonntag muss Frankfurt nach Schalke. An diesem hingegen schien Reimanns Team in erster Linie den Kollegen Gerets auf der Pfälzer Bank schonen zu wollen.