: Universität muss schweigen
Regierungsfraktion verhindert Expertenanhörung zum Uni-Kahlschlag. Opposition empört, Hochschulleitung wirft Senator Dräger „Missbrauch“ von Bedarfsstudie vor
Die regierende CDU will keine öffentliche Debatte über ihre Schrumpfungspläne für die Universität. Am Freitagabend lehnte sie im Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft einen Antrag der rot-grünen Opposition ab, Hochschulexperten und Uni-Vertreter zu einer Studie der Hochschulinformationssystem-Gmbh (HIS) anzuhören.
Diese weist einen sinkenden Bedarf der Uni an Studienplätzen und Lehrstühlen aus, der sich durch die Hochschulreform des Senats ergebe. Demnach schrumpft die Zahl der Plätze bis 2012 um ein Fünftel und die der Professuren um ein Drittel. Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) erklärte die HIS-Zahlen zur „Zielvorgabe“. Dadurch sind laut Uni allein 80 Prozent der geisteswissenschaftlichen Fächer bedroht (taz berichtete).
Mit der Begründung, „es gebe internen Klärungsbedarf“, verweigerte die CDU jetzt eine öffentliche Anhörung mit der Uni-Leitung und Hochschulexperten zur Studie. „Die CDU-Ausschussmitglieder und der Senat werden sich über die Geisteswissenschaften und darüber, wie die HIS-Zahlen zu interpretieren sind, noch mal unterhalten“, sagte gestern CDU-Politiker Wolfgang Beuß. In den nächsten Wochen werde dazu ein Vorschlag erarbeitet. „Wir müssen aber mit einer Reduktion leben, weil nicht genug Geld da ist“, so Beuß.
Die SPD warf ihm und seinen Fraktionskollegen vor, „zu kneifen“. Diese müssten „eiligst eine Position zu Drägers Umgang mit der HIS-Studie finden“, mahnte auch GALierin Heike Opitz, „der Senator versucht jetzt Fakten zu schaffen.“ So will Dräger die HIS-Zahlen seinen nächsten Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit der Uni für 2005 zugrunde legen.
Unterdessen warfen das Uni-Präsidium und der Akademische Senat dem Senator vor, die Studie „zu missbrauchen“. Dräger erwecke in der Öffentlichkeit den Anschein, dass die Gutachter eine Reduktion etwa der geisteswissenschaftlichen Studienplätze um 58 Prozent empfehle. „Dabei errechnen sie lediglich die Auswirkungen der Vorgaben, die der Senator selbst festgelegt hat“, rügte die Uni. Tatsächlich schränken die Gutachter ein, sie gingen von einem „Idealzustand 2012“ aus: „Anzustrebende Personalausstattungen insbesondere im Bereich der Geistes-, Kultur- und Sprachwissenschaften bleiben unberücksichtigt. Dieser Aspekt erfordert politische Entscheidungen.“ Eva Weikert