: Müll statt Kohle
Wollkämmerei darf in ihrem Kraftwerk jetzt auch Plastikmüll verbrennen. Anwohner protestieren
Bremen taz ■ Müll im Ofen und trotzdem weniger Dreck in der Luft – das soll künftig für das firmeneigene Kohlekraftwerk der Bremer Wollkämmerei (BWK) in Bremen-Blumenthal gelten. Außer Kohle will die BWK künftig auch so genannte Sekundärbrennstoffe verfeuern: Plastik- und sonstiger Müll mit hohem Heizwert, wie er etwa in mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen aussortiert wird, Sperrmüll, Verpackungsabfälle, Textil- und Wollfasern sowie Schlämme.
Die Bremer Umweltbehörde erteilte diesem Vorhaben jetzt ihren Segen. Nicht ohne einen beruhigenden Hinweis an die aufgebrachten Anwohner: „Dunkle Wolken aus dem Schornstein gehören damit der Vergangenheit an.“ Die Schadstoffbelastung der Luft soll unter dem Strich sogar abnehmen, die Luftqualität in Bremen-Nord sich „geringfügig verbessern“.
Grund dafür sind die mit der Genehmigung verbundenen Auflagen. So muss die BWK ihre Dampfkesselanlage umbauen und ihre Rauchgasreinigung deutlich verbessern. Der Einsatz von Müll als Brennstoff reduziere sogar die klimawirksamen Emissionen von Treibhausgasen, argumentiert die Behörde. Allerdings: Ihre alte Rauchgasreinigungsanlage hätte die BWK spätestens in zwei Jahren sowieso dem neuesten Stand der Technik anpassen müssen.
Während die benachbarte Bürgerinitiative ankündigte, den Bescheid gerichtlich anfechten zu wollen, begrüßte der Kreisverband Bremen-Nord der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) die Genehmigung. Diese sichere die Arbeitsplätze in der BWK. Die Firma hatte vor wenigen Wochen den Verlust von über zwei Dritteln ihres Grundkapitals eingeräumt. An einem Rettungskonzept werde derzeit mit Nachdruck gearbeitet, heißt es.
Kritiker monieren, dass die Genehmigung zur Müllverbrennung überhaupt nicht an den (Weiter-)Betrieb der BWK gebunden ist. Macht die Wollkämmerei dicht, bleiben demnach die beiden Verbrennungsanlagen (Kraftwerk und Sondermüllverbrennungsanlage) übrig. Der Umbau vom Wollkämm- zum Müllbrenn-Standort Blumenthal wäre kompett. sim