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Archiv-Artikel

Kolping- und Schumi-Stadt expandiert

Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Kerpen, CDU-Heimatkommune des Weltmeisters

Kerpen?62.000 Einwohner, Produkt der Gebietsreform von 1975, aus sieben vormals selbstständigen Gemeinden zusammengewürfelt. Wachsende Stadt im Kölner Umland, wegen attraktiver Grundstücks- und Mietpreise für Familien mit Kindern. Kerpen war die Heimat des katholischen Obdachlosen-Helfers Adolf Kolping – und von Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher, der es allerdings vorzieht, seine Steuern in der Schweiz zu zahlen und ein Bruchteil seiner Steuerersparnisse Kerpen von Zeit zu Zeit als großzügige Spende für soziale Vorhaben zukommen zu lassen.Wer hat was zu verlieren?Die CDU den Bürgermeisterposten und die Mehrheit im Rat.Wer regiert im Rathaus?Ralf Valkysers, CDU. 1999 zunächst als Verlegenheitskandidat aufgestellt, konnte es zunächst selbst nicht fassen, dass ihn der Wählerprotest gegen ein Jahr rot-grüne Bundesregierung ins Bürgermeisteramt gespült hat. Der Repräsentationsteil seines Jobs macht ihm sichtlich Freude, dagegen leidet das Management der Stadt. Während Bund, Länder und Nachbargemeinden sparen, laufen in Kerpen die Personalkosten aus dem Ruder. Und im Gegensatz zu seinem Wahlversprechen bandelt Valkysers wie sein sozialdemokratischer Amtsvorgänger immer wieder mit Investoren an, die Kerpen mit großflächigen Einkaufszentren auf der grünen Wiese Versprechungen machen.Wer will da rein?Marlies Sieburg, SPD. Die Sparkassenangestellte wurde zwar von ihrer Partei schon vor mehr als anderthalb Jahren nominiert, konnte aber im Schatten ihres Fraktionsvorsitzenden, der für die SPD in allen entscheidenden Fragen in der Öffentlichkeit präsent ist, kaum Profil gewinnen. Das sieht beim Kandidaten der FDP, Hubert Erkes, der Leiter der Fachschule für Verwaltung in Köln ist, anders aus. Seine Fachkompetenz wird allseits anerkannt und er genießt sowohl bei Teilen der CDU als auch in Reihen der Grünen Sympathien.Wer hat die schönsten Wahlplakate?Während CDU, SPD und Grüne in mehr oder weniger unverkrampfter Aufstellung Gruppen- und Porträtfotos ihrer Kandidatinnen und Kandidaten bringen, plakatiert die FDP einfach „Erkes kann Kerpen besser“ und füllt damit die Leserbriefspalten der Kommunalpresse.Die taz-Prognose?CDU und SPD werden verlieren, Grüne und FDP gewinnen. Wenn Hubert Erkes in die Stichwahl kommt, wird es Ralf Valkysers schwer fallen, Bürgermeister zu bleiben. ULRICH LEHMBROCK