: Regierung macht Losern Beine
NRW-Sportminister Vesper fordert nach der deutschen Olympia-Pleite Strukturreformen im Sport. Politik, Verbandsfunktionäre und Trainer wollen vor allem die Misere in der Leichtathletik beenden
VON MARTIN TEIGELER
Die deutschen Niederlagen bei Olympia haben ein politisches Nachspiel. NRW-Sportminister Michael Vesper will den Verlierern von Athen Beine machen. Vor allem die Loser der Ex-Königsdisziplin Leichtathletik sollen bei den Spielen 2008 in Peking besser werden. Funktionsträger, Trainer und Sportler will der Politiker zu diesem Zweck an einen Tisch bringen. „Ich möchte mit den Verbänden ein Aktionsprogramm Leichtathletik diskutieren“, sagt der Grüne.
„Angefangen von Maßnahmen in der Zusammenarbeit von Schule und Verein, über das Förder- und Stützpunktsystem bis hin zur individuellen Unterstützung muss alles auf den Prüfstand“, fordert Vesper. Talente gebe es genug, sagt der Minister und unternimmt einen Ausflug in die Hartz-IV-Sprache: „Wir müssen sie nur zielstrebiger fördern und fordern.“
Claus Marek, Chef-Trainer der deutschen Zehnkämper aus Kamp-Lintfort, begrüßt den Vorstoß Vespers. „Eine gute Analyse ist immer gut“, sagt Marek. Die Politik müsse dafür sorgen, dass die bisherige Sportförderung erhalten bleibe oder teilweise sogar noch ausgebaut werde. Olympia-Medaillen könne er jedoch nicht versprechen, sondern nur für gute Platzierungen arbeiten. Politik und Medien sollten ihre Erwartungshaltung überdenken, fordert Marek: „Weltrekorde und viele Olympiasiege sind nur mit Doping möglich. Und wir dopen nicht.“
Unterstützung für seine Vorschläge darf Vesper von den zwei wichtigsten Sport-Funktionsträgern aus NRW erwarten. „Nach Peking werden deutlich weniger Sportler fahren, gefragt ist ein Gewinner-Team“, hatte der Duisburger Ulrich Feldhoff, Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Sportbundes, noch in Athen gesagt. Vor allem professioneller sollen die Athleten arbeiten. In keinem anderen Land gebe es jedoch derart „dramatische Karriere-Abbrüche“ wie in Deutschland, so Feldhoff. Die berufliche Absicherung von Spitzensportlern sei anderswo wesentlich besser gelöst.
Bereits vor Athen hatte Johannes Eulering, Vizechef des Landessportbundes NRW, Veränderungen gefordert. „Auch in der Leichtathletik können Sie Spitzenleistungen nur als Berufssportler schaffen“, so Eulering. Für den Spitzensport kann sich Eulering deshalb ein „geschlossenes Fördersystem“ vorstellen. Die finanzielle Verantwortung läge jedoch nicht bei den Ländern, sondern beim Bund.
FDP-Sportpolitikerin Ingrid Pieper-von Heiden kritisiert die Vesper-Ideen: „Spitzensport gehört nicht zu Vespers Kompetenzen, er will sich nur profilieren.“ Der Minister solle sich besser darum kümmern, einen geregelten Sportunterricht an den NRW-Schulen sicher zu stellen.