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Archiv-Artikel

Neuer Triumph für greisen Kämpfer

Der Exilkubaner und Terrorist Luis Posada Carriles wird nach mehrjähriger Haft in Panama begnadigt

Was Luis Posada Carriles, Jahrgang 1928, zu einem so erbitterten Feind Fidel Castros hat werden lassen, ist nicht mehr nachvollziehbar. Klar ist nur: Seitdem der Zuckerchemiker sich 1960 in die argentinische Botschaft Kubas flüchtete, um in die USA auszuwandern, hat er alles versucht, um den kubanischen Máximo Lider und seiner Revolution den Garaus zu machen.

Er ließ sich von der CIA für Sabotageakte gegen Kuba ausbilden, über 70 Mal will er an geheimen Operationen auf der Zuckerinsel teilgenommen haben. 1967 heuerte er beim venezolanischen Geheimdienst an, um die kubafreundliche Guerilla zu zerschlagen. 1976 ließ er eine kubanische Verkehrsmaschine auf dem Weg nach Havanna in die Luft jagen, 73 Menschen starben. In den 80ern schmuggelte er im Auftrag von Oliver North Waffen für die nicaraguanische Contra. In den 90ern organisierte er von Guatemala und El Salvador aus Bombenattentate gegen Hotels auf Kuba, bei denen 1997 ein italienischer Tourist starb.

Im November 2000 nahm ihn ein Polizeikommando in einem Hotel von Panama City fest. Mit drei Kameraden hatte er auf die Ankunft Castros gewartet, der zu Besuch kommen sollte. In ihrem Wagen hatte man Plastiksprengstoff gefunden, Castro enthüllte vor laufenden TV-Kameras die Anschlagpläne: Die Exilkubaner hätten ihn im vollbesetzten Audimax in die Luft jagen wollen.

Lange sah es so aus, als wäre dieses das letzte Kapitel in der terroristischen Laufbahn von Posada Carriles gewesen. Die letzten vier Jahre verbrachte er in einem Tropengefängnis an den Ufern des Panamakanals, empfing im Büro des Anstaltsleiters Unterstützerdelegationen aus der exilkubanischen Gemeinde von Miami und erklärte Journalisten, der kubanische Geheimdienst hätte ihm den Sprengstoff untergejubelt. Im April verurteilte ein panamesisches Gericht ihn und seine drei Mitangeklagten zu 8 Jahren Haft.

Doch dann gefiel es Panamas scheidender Präsidentin Mireya Moscoso, den Exilkubanern ein Abschiedsgeschenk zu machen. Am vergangenen Donnerstag begnadigte sie die vier Fidel-Feinde, ein Privatjet brachte sie außer Landes. Am Vormittag begrüßte eine jubelnde Menge in Miami die drei Mitgefangenen von Posada Carriles. Er selbst war bei einem Zwischenstopp „in einem mittelamerikanischen Land“ ausgestiegen.

Damit hat es der greise Kämpfer erneut geschafft, einen symbolischen Triumph über das sozialistische Kuba zu feiern. Immer konnte er auf einflussreiche Unterstützer zählen. 1985 etwa spazierte er als Priester verkleidet aus einem Gefängnis in Caracas, Gesinnungsgenossen schmuggelten ihn außer Landes.

Dass er dem kubanischen Staatschef noch mal gefährlich werden könnte, steht nicht zu vermuten. Der 76-jährige Posada Carriles will eingesehen haben, dass man gegen die Sicherheitskräfte Castros nichts ausrichten könne: „Es wäre Selbstmord, sich Fidel Castro nähern zu wollen“, erklärte er im Gefängnis in Panama. CHRISTOPH TWICKEL