: Nicht Fisch, nicht Fleisch
Fleischgroßmarkt im Schanzenviertel hat mit der Konjunktur zu kämpfen und fordert Planungssicherheit für Gelände. Neues Projekt: Der Isemarkt soll Konkurrenz in den alten Viehmarkthallen an der Lagerstraße erhalten
von PETER AHRENS
Zuerst die gute Nachricht: Es wird weniger Fleisch gegessen. Und jetzt die schlechte Nachricht: Es wird weniger Fleisch gegessen. Für den Fleischgroßmarkt Hamburg (FGH) sind siebenprozentige Umsatzrückgänge wie im Vorjahr auf 553 Millionen Euro erklecklich. Was aber mit einem vegetarischeren KonsumentInnenverhalten nur wenig zu tun hat: „Die Leute haben weniger Geld in der Tasche“, begründet FGH-Aufsichtsrat Jörg Mattfeld die Umsatzdelle.
Vor allem beim Schweinefleisch sind die Gewinne eingebrochen – was vor allem daran liegt, dass die Erzeugerpreise zurzeit so niedrig sind wie lange nicht. Wenn dann noch die Konjunktur lahmt und der starke Euro die Exporterlöse bremst, dann bricht bei Europas größtem Umschlagplatz für Fleischprodukte eine kleine Depression aus. Leute mit weniger Geld gehen auch weniger in Restaurants essen, und schon merkt der Fleischgroßmarkt dies in seiner Bilanz.
Zudem verhageln die Discount-Märkte mit ihren niedrigen Preisen das Geschäft: „Hier werden hochwertige Produkte zu Artikeln gemacht, die in die Nähe von Hundefutter gerückt werden“, nimmt Mattfeld übel. Beim Rindfleisch sieht es nach den BSE-Jahren allerdings wieder besser aus, so Mattfeld, der auf eine bessere wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Halbjahr hofft.
Gut 3.000 MitarbeiterInnen in über 200 kleinen Betrieben sind auf dem Gelände an der Lagerstraße beschäftigt – der FGH bleibt damit der größte Arbeitgeber St. Paulis. Und das will er auch bleiben, wenn 2022 die Pachtverträge mit der Stadt, der das Gelände gehört, auslaufen. Daher müsse der Senat, so fordern Mattfeld und Vorstand Frank Seitz, schnellstmöglich deutlich machen, dass er die Pacht entweder verlängert oder das Gelände an die Fleischbetriebe verkauft.
Denn immer noch dräut der Nachbar, die Hamburg Messe, mit seinen Expansionsplänen. Zwar sei der FGH bislang mit den Umbauten im Rahmen der Messe-Erweiterung hochzufrieden, weil sie „schnell und ohne spürbare Behinderung der FGH-Firmen vorankommt“, doch wollen die Fleischfachleute sicher sein, dass ihr Gelände künftig unangetastet bleibt. Wenn das nicht garantiert ist, müsse man sich eben im Umland nach Alternativstandorten umsehen.
Wenn jedoch Planungssicherheit herrsche, dann könne man das neue Projekt angehen, das der FGH nördlich der Lagerstraße aufziehen will: Eine so genannte „Frische-Arena Sternschanze“. Darunter versteht Seitz einen „mediterranen Frischemarkt für Fisch, Lebensmittel, Blumen“, quasi einen „überdachten Isemarkt“. Dazu sollen die alten Viehmarkthallen an der Lagerstraße wieder hergerichtet werden. Die Wirtschaftsbehörde habe positiv auf diese Idee reagiert, und für Seitz wäre das auch ein „Beitrag zur Kreativität des Schanzenviertels“.