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Archiv-Artikel

Filetiert serviert

Studierende warnen: HIS-Bedarfsstudie tilgt kleine HWP. Wissenschaftsbehörde schweigt über errechnete Ausstattungszahlen für übrige Hamburger Hochschulen

Die von der Wissenschaftsbehörde bestellte Bedarfsstudie des Hochschulinformationssystems (HIS) für die Universität regt jetzt auch die benachbarte Uni für Wirtschaft und Politik (HWP) auf. Deren Studiengänge werden von den HIS-Gutachtern dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität zugeschlagen, wie der HWP-AStA kritisiert. Dies stehe im Widerspruch zu den Ergebnissen des Moderationsprozesses zur Fusion der kleinen HWP mit der Universität. Studierendenvertreter Bela Rogalla: „Die HWP wird in der HIS-Studie rechnerisch filetiert.“

Die Gutacher haben den Ausstattungsbedarf der Universität im Jahr 2012 infolge der Hamburger Hochschulreform berechnet. Nach dem Willen des CDU-Senats soll die HWP als Hochschule aufgelöst werden und mit den beiden Uni-Fachbereichen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften fusionieren. Nach dem Vorschlag der Moderationsrunde zur Fusion soll die HWP in der Uni einen eigenen Bereich bilden. Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) hatte diese Lösung als „konstruktiv und verwertbar“ bezeichnet.

Anstatt die Bachelor-Master-Studiengänge der HWP aber ihren Berechnungen zugrunde zu legen, ordnen die HIS-Gutachter die Ressourcen der HWP dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität zu, wie der AStA jetzt warnt. So ist in der HIS-Studie von einem gemeinsamen Bachelor-Studiengang der „Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ die Rede. Und die sieben Masterstudiengänge der HWP mit insgesamt 225 Studienplätzen werden überhaupt nicht mehr aufgeführt.

„HIS unterschlägt“, moniert der AStA, „das Ergebnis der Moderationsrunde“, die ein eigenes HWP-Department für Wirtschaft und Politik in der Uni empfiehlt. Die Hochschulleitung sieht indes keinen Grund zur Aufregung: „Ich interpretiere die HIS-Studie nicht als Zielaussage für die HWP“, erklärt Präsidentin Dorothee Bittscheidt, „wir orientieren uns am Ergebnis des Moderationsprozesses.“

HIS hat den Ausstattungsbedarf allein für die Universität errechnet. Wie berichtet, schrumpft die Zahl ihrer Studienplätze demnach bis 2012 um ein Fünftel und die ihrer Lehrstühle um ein Drittel. Zahlreichen Fächern droht das Aus. Für die anderen staatlichen Hochschulen hat die Wissenschaftsbehörde selbst die Bedarfsberechnungen angestellt.

Die Ergebnisse sind indes noch unter Verschluss. Behördensprecherin Sabine Neumann begründete das Schweigen gegenüber der taz mit „laufenden Gesprächen“. So fließen die Bedarfszahlen in die Ziel- und Leistungsvereinbarungen 2005 ein, die Senator Dräger gerade mit den Hochschulen aushandelt. „Wir geben keinen Zwischenstand bekannt“, so Neumann. Veröffentlicht werde erst nach Unterzeichung. Eva Weikert