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Archiv-Artikel

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Der Speicher XI bekommt mit der Speicherbühne ein neues Theater

Von kli

Noch steht im Foyer nur ein großer Tisch und an die Wand drückt sich die Küchenzeile für die Kaffeemaschine. Im Betriebsbüro wartet der Drucker auf einen Computer und im Musikraum fehlt dem Schlagzeug der Bassverstärker. Aber der Groove ist schon da, jedenfalls gibt es jene euphorisch-nervöse Stimmung, die sich immer einstellt, wenn die Wände frisch geweißelt und die Programmflyer frisch gedruckt sind. Alles neu und für den Groove entscheidend: alles selbst gemacht. Rund ein halbes Jahr haben die sechs Gründungsmitglieder der Speicherbühne die Spachtel geschwungen, haben einen gemeinnützigen Verein gegründet und über Kunst und Finanzierung nachgedacht. Entstanden ist so auf insgesamt 450 Quadratmetern ein neue Spielstätte für Theater, Musik und Performances im Speicher XI, und das heißt: in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hochschule für Künste und dem Hafenmuseum. Die Eröffnung ist am 11. September.

Dabei ist der Ort zwar neu, das Ensemble der Speicherbühne allerdings kennt sich schon länger: Anne Kehl, Astrid Müller, Christoph May, Guy Halbout, Ute Steineke und Wiebke Schmidt lernten sich während langjähriger Zusammenarbeit in der Theaterabteilung der Kulturwerkstatt Westend kennen. Die Speicherbühne betrachte man nun als eine „Weiterentwicklung der Arbeit in der Kulturwerkstatt“, so Müller. Geplant seien nun Kooperationen mit der Kulturwerkstatt, die den künstlerischen Etat der Speicherbühne mit einem Projektzuschuss unterstützt. Also schlichtweg eine Verlagerung der Westend-Theaterabteilung in den Speicher XI? Aus Sicht des Westend schon: „Das Westend begreift uns als Dependance im Hafen“ sagt Steineke. Das Ensemble allerdings arbeitet und plant eigenständig: Die Miete und die Betriebskosten sollen durch Mitgliedsbeiträge, Untervermietungen und Eigeneinnahmen erwirtschaftet werden, feste Stellen im Verein gibt es keine. Kehl: „Das Ziel ist, das Theater zu machen, das man möchte.“

Orientieren wird sich dieses Theater zunächst an den Schwerpunkten „Biographie“, „Fernweh & Sehnsucht“ sowie „Stadtentwicklung“, wobei es nicht um die Umsetzung fertiger Dramentexte gehen wird: Geplant ist zum Beispiel eine inszenierte Audio-Führung von der Innenstadt in die Überseestadt oder eine Werkstattaufführung, die sich mit Lebensläufen und ihren Brüchen beschäftigt. Am Eröffnungstag wird man unter dem Titel „Stückerücken“ verschiedene Orte im Speicher XI bespielen mit Szenen aus vergangenen Westend-Produktionen und sich so bekannt machen mit den Nachbarn wie dem Hafenfriseur oder dem Wohn-Werk. Hinzukommen sollen Gastspiele und Konzerte sowie Workshops für Kreatives Schreiben oder Storytelling.

Das alles möchte man ohne Subventionen der Kulturbehörde wuppen, und das bedeutet: Die Ensemblemitglieder brauchen Brotjobs. Anne Kehl beispielsweise ist Lehrbeauftragte am Institut für Kulturforschung an der Bremer Uni, Guy Halbout arbeitet als freier Schauspieler, Musiker und Schlagzeuglehrer. „Wir arbeiten, um Theater zu machen“, ist die Philosophie, und: „Wir investieren hauptsächlich Zeit.“ Alles low budget. Aber alles neu und vor allem: selbst gemacht. kli