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Archiv-Artikel

„Autorität ist keine Frage des Alters“

Bei der niedersächsischen CDU Rat zu suchen, ist eine „Form von Selbstbewusstsein“, findet Nicolas Zimmer. Der CDU-Fraktionschef über den eigenen Politikstil, das neue Parteilogo und die Arbeitshaltung seines Vorgängers Frank Steffel

taz: Herr Zimmer, selbstbewusst will Ihre Fraktion sein, sagen Sie. Aber wohl nicht selbstbewusst genug, um nicht in Hannover Nachhilfe zu CDU-Wahlsiegen zu nehmen, oder?

Nicolas Zimmer: Ich finde, dass man von gewinnenden Strategien auch lernen kann. Und da wir offen sind in der Entwicklung nach vorne, bedeutet das auch immer zu lernen. Es ist übrigens auch eine Form von Selbstbewusstsein, dass man bereit ist, Rat anzunehmen.

Sie haben auch ein neues Fraktionslogo vorgestellt: den Berliner Bären umgeben von zwei roten Schwüngen. Werbemäßig wohl ein Unfall, weil es eher nach dauerhafter Vereinnahmung Berlins durch die rot-rote Koalition aussieht.

Für mich nicht, wir hatten ja schon vorher die Berliner Landesfahne mit den roten Balken …

die man bloß jetzt nicht mehr gleich erkennt.

Da Rot ja auch die CDU-Parteifarbe ist, sehe ich darin gar kein Problem.

Ebenfalls neu sind Flugblätter mit Fraktionspositionen. Verkehr, im Sommer das Thema, fehlt dabei. Hat das noch Ihr Vorgänger Steffel zu verantworten, der mit Verkehrspolitiker Kaczmarek im Clinch lag?

Nein. Zunächst wollen wir anhand der Flyer unsere politischen Positionen kurz und bündig darstellen als Alternative zum rot-roten Desaster. Der Flyer zum Verkehr ist noch in der Produktion. Wir haben wegen der BVG-Entwicklung entschieden, noch mal zu aktualisieren.

Bleiben wir bei Steffel. Über vier Monate nach seinem Rücktritt sieht man ihn im Parlament zeitunglesend und desinteressiert wirkend. Wie lange wollen Sie das tolerieren?

Was gibt es daran zu tolerieren? Die Abgeordneten sind alle frei gewählt, und wie sie die Mitarbeit in der Fraktion gestalten, ist ja ihre Sache. Übrigens beteiligt sich Frank Steffel sehr rege. Man muss jemandem, der sein Amt verloren hat, auch eine Selbstfindungsphase einräumen. In der Plenarsitzung sehe ich übrigens sehr viele Leute Zeitung lesen, und das in allen Fraktionen.

Kommen wir zu Ihnen. Fraktionskollegen sagen, Sie würden viel ackern. Sie sagen aber auch, Sie hätten mit Ihren 33 Jahren ein Autoritätsproblem.

Autorität ist keine Frage des Alters. Ob man sie sich mit Lautstärke oder mit Überlegung verschafft, ist immer eine Stilfrage. Ich überzeuge lieber, als dass ich Menschen mit Zwang behandele. Ansonsten kann ich überhaupt kein Autoritätsproblem erkennen.

Ein Abgeordneter sagt auch: „Den Oppositionsführer dürfen nicht alle nett finden.“

Man muss ein Stück weit authentisch bleiben. Ich glaube, dass die Zeiten, wo man mit überpointierter Pöbelei Punkte zu gewinnen versucht …

wie Ihr Vorgänger …

… vorbei sind. Meinen Vorgänger nehme ich dabei ausdrücklich aus. Der Wähler nimmt sehr genau wahr, ob man sich mit einem Thema sachlich oder nicht sachlich auseinander setzt. Ich bevorzuge die sachliche Auseinandersetzung.

Im Mai wurden Sie mit dem ebenfalls gerade gewählten Landeschef als neues Erfolgsduo Zimmer/Zeller und „ZZ-Top“ der CDU gefeiert. Von Zeller aber hört man wenig, und wenn, dann als Bürgermeister in Mitte. Ist das in Ihrem Sinn?

Ich habe den Eindruck, dass Joachim Zeller auch als Landesvorsitzender vieles in Gang bringt und vielerorts präsent ist. Der Punkt ist nur, dass der Fokus der politischen Auseinandersetzung mehr auf der Fraktion liegt.

INTERVIEW: STEFAN ALBERTI