: Oskar spaltet auch die Linkspartei
Lafontaine schafft nicht nur Unruhe bei der SPD: Die Wahlalternative ist zerstritten darüber, ob sie ihn als Frontmann haben will oder nicht. Verliert die SPD in Nordrhein-Westfalen, steigt wohl die Chance, dass er bei der Linkspartei einsteigen würde
VON ANNA LEHMANN
„Was ist nun mit Lafontaine – kommt er oder kommt er nicht“, fragte ein Rentner in Halle beim Gründungstreffen einer Landesgruppe der „Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit“ vergangene Woche. Er darf weiter gespannt sein. „Ob Oskar Lafontaine kommt, entscheidet er nach den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen“, sagte Axel Troost vom Vorstand der Wahlalternative zur taz. Wenn die SPD das größte Flächenland der Republik aufgeben muss, sei denkbar, dass Lafontaine aus der Partei austrete. Troost bestätigte, dass es regelmäßige Gespräche mit dem Querdenker der SPD gäbe.
Dieser ist der heißeste Anwärter auf den Posten des Top-Stars bei der Wahlalternative. „Er würde perfekt zu uns passen“, meint Vereinssprecher Helge Meves. Eigentlich brauche man dieses Zugpferd nicht so dringend, dämpft Troost die Erwartungen.
Denn bislang ist unklar, ob sich die Wahlalternative als erfolgreiches Gegengewicht zur SPD etablieren kann. Die Strukturen sind erst im Aufbau und vorrangig im Westen vorhanden. Von den 3.500 Mitgliedern kommen nur 200 aus den neuen Bundesländern. Ein Programm existiert bislang nicht.
Dabei wollten die bayrischen Gewerkschafter und norddeutschen Intellektuellen, die das Projekt „Neue Linkspartei“ im März ankündigten, eigentlich schon im September eine richtige Partei sein. Die Geburt haben sie nun auf den 27. Januar 2005 verschoben.
Zwar erfreue man sich regen Zulaufs, sagt der Lübecker Hafenarbeiter Jürgen Kubig. „Aber die Leute wollen endlich wissen, woran sie bei uns sind.“ Konkret sind sie vor allem dagegen: gegen Hartz IV und gegen Sozialstaatsabbau. Bei den Montagsdemonstrationen marschieren sie mit, aber nicht voran. Die beiden intellektuellen Vordenker, Joachim Bischoff und Herbert Schui, sind bislang mehr mit struktureller als mit inhaltlicher Aufbauarbeit beschäftigt.
Die geplante Teilnahme an Landtagswahlen in Schleswig-Holstein im Januar sagten die Parteigründer vorsorglich ab. Auch zu den Wahlen in Nordrhein-Westfalen im Mai fühle man sich noch nicht gerüstet, meint Bischoff: „Ich plädiere dafür, alle Kräfte auf die Bundestagswahlen 2006 zu konzentrieren.“
Im November wollen die Vereinsmitglieder der Wahlalternative über die Gründung einer Partei abstimmen. Deren Konturen sind noch schwammig. „Wir sind keine explizite Linkspartei, sondern auch offen für Konservative“, erklärt Axel Troost. Dagegen sagt Meves: „Klar sind wir links.“ Und Bischoff sagt salomonisch: „Wichtig ist doch, dass eine andere Politik gemacht wird.“ Niemand sei so vermessen zu sagen, dass man das einzige Angebot sei.