Tod eines Babys
: Der Faden zu dünn

Man sollte die Eltern nicht vorschnell als Vernachlässiger anprangern. Es braucht noch ein paar Tage Zeit, bis die Rechtsmedizin die Todesursache geklärt hat. Aber klar ist: Auch gestandene Erwachsene sind mit der Pflege eines kranken Babys stark gefordert. Junge Eltern brauchen hier besondere Unterstützung.

KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER

Tragisch ist, dass das Hilfesystem an diesem Fall bereits dran war. Kaum vorstellbar, dass eine erfahrene Familienhelferin offensichtliche Anzeichen von Mangelernährung übersieht. Sie besuchte die junge Mutter regelmäßig, hatte auch telefonisch Kontakt.

In den letzten Tagen gab es keine Hausbesuche. Wie nun bekannt ist, waren fünf Wochenstunden – von denen oft noch Zeit für Verwaltung abgeht – zu wenig. Ausgerechnet als es anlag, das Kind zum Arzt oder ins Krankenhaus zu bringen, wurde der Betreuungsfaden zu dünn.

Wie im Fall Jessica muss eine gründliche Aufarbeitung erfolgen – um zu lernen, wo die Schwachstellen sind. Ob etwa Familienhebammen fehlen, wie der Kinderschutzbund sie flächendeckend fordert.

Und war das nun verstorbene Baby auch bei der Kinderarzt-Vorsorge vorgeführt worden: Es stellt sich auch die Frage, ob nicht alle dieser „U“-Untersuchungen verbindlich sein sollten – und nicht nur zwei von neun, wie Schwarz-Grün es plant.