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Archiv-Artikel

Mit Grubengas Kohle machen

Die Stadtwerke in Herne erhalten für das Verbrennen von Grubengas Emissionsscheine. Ab 2008 soll der Handel mit den Klimazertifikaten den Stadtwerken zusätzliche Einnahmen bescheren

VON ELMAR KOK

Die Herner Stadtwerke machen mit der Produktion des Treibhausgases CO2 zusätzlich Geld. Sie erhalten für das Verbrennen von Grubengas in Blockheizkraftwerken Zertifikate, die sie ab dem Jahr 2008 verkaufen wollen. Der von der Bundesregierung verabschiedete nationale Allokationsplan sieht vor, dass Unternehmen, die Treibhausgase in erheblichen Maße reduzieren, Zertifikate erhalten, die sie anderen Unternehmen verkaufen können, die die Umwelt mehr belasten wollen. Nicht nur für das Vermeiden des Treibhausgases CO2 gibt es Klimazertifikate, sondern auch für das Umwandeln von schädlichen zu weniger schädlichen Gasen. Grubengas besteht fast ausschließlich aus dem Klimakiller Methan, der als „vier mal schädlicher als CO2 gilt“, wie Jürgen Bock, technischer Leiter der Herner Stadtwerke sagt.

Wenn alles für die Anlagen in Herne optimal laufe, sagt Block, bekämen die Stadtwerke ab dem Jahr 2008 Handelsscheine für 250.000 Tonnen CO2 im Jahr. Im Voraus haben die Stadtwerke den Niederlanden davon schon Zertifikate für 50.000 Tonnen pro Jahr für den Zeitraum von 2008 bis 2012 verkauft. Pro Tonne gebe es von den Niederländern rund fünf Euro, sagt Bock. 50 Prozent des Kaufpreises erhielten die Stadtwerke sofort, den Rest solle der Versorger dann ab 2008 erhalten, sagt Bock. Ob das ein guter Handel sei, ließe sich noch nicht sagen, da der Zertifikate-Handel noch gar nicht richtig losgegangen sei. „Wenn der Preis runter geht“, sagt Bock, „haben wir ein Geschäft gemacht“. Wenn nicht, hätten die Herner noch Zertifikate für 200.000 Tonnen im Jahr, die sie zu Marktpreisen handeln könnten.

Voraussetzung für den Deal ist allerdings, dass es eine Regelung zum Handel unter den Ländern Deutschland und den Niederlande gibt. Bis jetzt ist es den deutschen Unternehmen noch nicht erlaubt, Zertifikate in den Niederlanden zu kaufen. Bock geht jedoch davon aus, dass eine gesetzliche Regelung dafür nur noch Formsache ist. Die niederländische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, mit der Einführung des Zertifikate-Handels jedes Jahr 34 Millionen Tonnen CO2-Verschmutzungsrechte für ihre Unternehmen einzukaufen. Damit die Niederländer ihre Emissionen sicher planen können, haben sie sich die Herner Blockheizkraftwerke vorher angesehen, obwohl der TÜV den Hernern die Anlagen schon vorher zertifiziert hatte.

Clemens Backhaus, Energietechniker des Oberhausener Fraunhofer-Institutes, sagt, „wir haben die Dokumente erstellt, die für die Zertifizierung notwendig sind“. Im Ruhrgebiet sei in Herne die erste Anlage, die schon für den Handel gerüstet sei. Das muss Barbara Müller, Sprecherin der RAG bestätigen. Die RAG als Betreiberin von mehreren Grubengasanlagen hat sich nach ihren Angaben nicht um Zertifikate bemüht. Dass mit den Anlagen zusätzlich Geld zu verdienen ist, ist bei der RAG noch nicht bekannt.