Krieg erzeugt Folter

betr.: „Folter in Abu Ghraib“, taz vom 25. 8. 04

Ich kann diese Heuchelei nicht mehr ertragen. Natürlich gibt es im Irak Folter, Vergewaltigung, sexuellen Missbrauch und alles das, was immer und überall, wo der Krieg und seine Gesetze herrschen, geschieht: die systematisch angelegte Missachtung der Menschenrechte. Egal, wer Krieg führt und wo Krieg geführt wird – ob die Nazis in Frankreich, die Nato auf dem Balkan oder die USA in Vietnam oder im Irak –, immer gehören dazu die schrecklichen Verbrechen, die von Menschen an Menschen ausgeübt werden. Von Menschen, die in dem militärischen System von Befehl und Gehorsam die Verantwortung für ihr eigenes Handeln abgegeben und aufgehört haben, die nützlichen Tabugrenzen des sozialen Miteinanders einzuhalten, an Menschen, die keine Chance hatten zu entscheiden, ob gegen sie Krieg geführt wird oder nicht.

Der Skandal ist deshalb nicht, wer wann was angeordnet oder stillschweigend geduldet haben soll, sondern dass Krieg geführt wird! Es gibt nicht den gerechten, den kontrollierbaren oder den heiligen Krieg, auch nicht, wenn er „Kreuzzug“ oder „Dschihad“ heißt und auch nicht wenn die Vereinigten Staaten von Amerika ihn führen.

WOLFGANG DIETZ, Mörfelden-Walldorf