: berliner szenen Tiere in der Stadt
Flirt Turbo Hund
Vor drei Tagen treffe ich eine alte Bekannte, die noch im Ex’n’Pop arbeitet, dem Etablissement, in dem ich vor einigen Jahren „Sid & Nancy“ inszenierte und auch den „eingebildeten Kranken“ (Molière) oder mit Darryl Reed vor nicht zu langer Zeit auf dessen Record Release Party ein Stück namens „Reality Sucks“ entworfen habe.
Jene Bekannte erzählt mir eine Geschichte, die zwei Tage vor unserem Treffen ihr vorläufiges Ende fand. Also zurück auf Anfang; Anfang September 2003, circa fünf Uhr morgens, das Ex’n’Pop fast leer gefegt. Eine Dame und ein Herr kommen sich endlich näher, man ist sturzbetrunken und so, beschließt, zu ihr zu gehen! Lassen wir die beiden kurz in Ruhe. Dann: Er ist fertig – sie erst recht. Er kann nicht schlafen, das Herz rast, irgendwas muss noch passieren: ‚Nettes Mädchen – schön, wie sie da liegt und schläft.‘ Draußen ist schon hell, da bemerkt er den Hund, der an der Haustür kratzt und winselt. Er beschließt aufzustehen: ‚Mit dem Hund spazieren gehen?‘ Frische Luft tut gut! Er läuft und läuft, den Hund an seiner Seite; der Stadtteil ist ihm fremd! ‚Wo bin ich jetzt?‘ Dann Panik: „Fuck, wo war das noch?“
Drei Wochen später. Kommt der Typ erneut ins Ex und fragt meine alte Bekannte (nanu), ob sie die Dame kennen würde, der der Hund gehört. Die verneint verdutzt-amüsiert, er zuckt ratlos mit den Schultern, dreht sich um, ruckelt an der Leine und verlässt mit Hund die Bar. Jetzt geht er wahrscheinlich täglich Gassi. Übrigens, der Hund war auch nicht reinrassig. Sagt man.
BEN BECKER