: Heute gibt’s Kohl
BERLIN taz ■ Fünf Jahre nach der Übernahme der Macht durch Rot-Grün wackelte die Kanzlerschaft Gerhard Schröders gestern bei der Bundestagsabstimmung über die Gesundheitsreform fast so sehr wie die Häuser in der japanischen Erbebenregion auf der Insel Hokaido. Beinahe hätte es eine schwere Abstimmungsniederlage von Rot-Grün gegeben – und Schröder hätte seine wiederholte Drohung wahrmachen und die Brocken hinschmeißen müssen.
Rot-Grün hat also auch zum taz-Geburtstag weiter die Macht, die Helmut Kohl 1998 nach der verlorenen Bundestagwahl abgeben musste.
Am heutigen 25-jährigen taz-Jubiläum ist es da nur überfällig, dass Bascha Mika & Co. ihre Meinungsmacht an die Lieblingsfeinde der taz übergaben. Hier bot sich die Gelegenheit für Altbundeskanzler Helmut Kohl, an dem sich die taz zeitlebens kritisch abgearbeitet hat, dem Chefredakteur der für einen Tag „befreiten“ Redaktion ein ausführliches Interview zu geben.
In seinem ersten Gespräch mit der taz schildert der Altkanzler seine ganz persönlichen Erlebnisse mit linken Medien und ihren Journalisten, er verrät, was er wirklich über „die Linke“ denkt und erinnert an die spannendsten Jahre seiner Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner in der Bundesrepublik und in der damaligen DDR.
Die gute Nachricht für die nächsten 25 Jahre der taz und für ihre Leser: sogar Altbundeskanzler Helmut Kohl ist sich sicher, dass es auch in der Zukunft „in“ bleibt, links zu sein – besonders für die, die es sich finanziell leisten können. Einen Wermutstropfen hat diese Zukunftsperspektive für die Linken aber doch: Macht Rot-Grün so weiter, wird es von ihnen immer weniger geben, meint der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Hans-Olaf Henkel, der mit anderen taz-Lieblingsfeinden die heutige Ausgabe mitgestaltet hat.
Unter den Autoren dieser besonderen Jubiläums-taz sind wortgewaltige Schreiber wie der renommierte Historiker Joachim C. Fest, die Ex-SPD-Chef Oskar Lafontaine und Rudolf Scharping, TV-Pfarrer Jürgen Fliege, CSU-Landesgruppenchef Michael Glos, der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle, der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank Schirrmacher und Bild-Kolumnist Franz-Josef Wagner.
Wer sonst noch an der „Feindes“-taz mitgearbeitet hat, wie es zur Übernahme durch die Lieblingsfeinde in den Redaktionsetagen der taz in der Berliner Kochstraße kam – Seite 2.