: Störgeräusche
Gruselig-dystopisches Universum: Der New Yorker MC Oddateee am Mittwoch im Golden Pudel Klub
Er spiele „nicht ganz in der Liga eines Saul Williams“, war einmal über Ricardo Galindez alias Oddateee zu lesen. Da ist etwas dran: Wo Williams seinen eklektischen HipHop-Rock mittels waghalsiger Metaphern und hakenschlagender Assoziationsschlangen mit schillerndem Techno-Mystizismus und handfester schwarzer consciousness auflädt, ist Oddateees Universum ein schnell zu erfassendesgruselig-dystopisches; „die Standardversion einer Blade-Runner-Zukunft“ hieß das andernorts.
Nun ist es keine Schande, eine Weltmeistermesslatte nicht auf Anhieb zu überspringen, und wer weiß, welche Rolle Oddateee im HipHop-Leftfield spielen könnte, bei den Schmuddelkindern, Eigenbrötlern und Krachmachern, hätte auch er Williams‘ Fürsprecher. Denn im Nerd-Universum zwischen Rap-Poesie und Direktvermarktung, avantgardistischer Ambition und kulturpessimistisch gefärbtem Neid auf den erfolgreichen Mainstream, zwischen Anticon-, WordSound- und DefJux-Schule wäre durchaus noch Platz für den New Yorker.
Vorerst kann er sich auf Freunde wie die TrümmerHopper von Dälek verlassen, die ihn regelmäßig mit apokalyptischen Instrumentals voller Störgeräusche und nackenstarren Rumpelbeats beliefern. Auch Wiens Sofa Surfers wussten seinen vielseitigen Bronx-Akzent mit gelegentlichem Gang Starr-Flow für ihren düsteren TripHop zu nutzen. Beides dürfte wenigstens etwas Boden bereitet haben für Oddateees erste Solo-Tournee in der alten Welt. Und live, so heißt es, läuft er nochmal zu ganz anderer Form auf. ALDI
Mittwoch, 1.10., 22 Uhr, Pudel Klub