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Archiv-Artikel

Tafelmusiken

In der Neuköllner Oper darf die Musik ruhig mal etwas zappeln

Tafelmusik, Neuköllner Oper. Montag, 29. September, 20 Uhr

Soll man sagen, ein früher Slacker? Prima Bürgerschreck musste er sein auf jeden Fall, der in den Kinderzimmern für die rechte Ordnung zu sorgen hatte (dabei soll man doch gar nicht mit dem Finger auf Menschen deuten): „Sieh einmal, hier steht er. / Pfui! Der Struwwelpeter! / An den Händen beiden / Ließ er sich nicht schneiden / Seine Nägel fast ein Jahr; / Kämmen ließ er nicht sein Haar … „Was Mark Twain zu den Worten anregte: „See this frowsy ‚cratur‘ – / Pah! it’s Struwwelpeter! / On his fingers rusty, / On his tow-head musty, / Scissors seldom come; / Let his talons grow a year, – / Hardly ever combs his hair …“ Aber es soll hier jetzt eigentlich gar nicht um Übersetzungen gehen. Wenigstens um keine literarischen (in dem Zusammenhang kann man jedoch vielleicht einen kurzen Blick nach oben rechts, Stichwort Cobbing, riskieren). Denn seinen Auftritt soll Heinrich Hoffmanns gesammeltes Kinderbuchklassikerpersonal am heutigen Montagabend im Café Götterspeise der Neuköllner Oper schon haben, also der Struwwelpeter und der Zappelphilipp, der Suppenkasper, der Daumenlutscher – aber halt musikalisch gefasst, in der „Tafelmusik“, einem Kammermusiktheater-Pièce von und mit Tobias Dutschke, Rainer Killius und Volker Schindel, in dem sich die drei mit einfachem Liedgut, elementaren Nahrungsmitteln und eben den Psychoprogramm des besagten „Struwwelpeters“ um einen Tisch setzen. Dabei werden sie als auch experimentell gewiefte Musiker schon zu Gehör bringen, wie musikalisch etwa ein Tisch oder eine Schere sein können (das Programm soll übrigens auch „garantiert ohne Alterseinschränkung pädagogisch einwandfrei“ sein), und nach gutem montäglichem Brauch bei der „Auf Montage“-Reihe in der Neuköllner Oper in der Karl-Marx-Straße 131 ist der Eintritt frei. Also ganz Slacker-freundlich.