Grüne wollen Sonderschule verabschieden

Schleswig-Holsteins Grüne bringen Gesetz zur Auflösung der Förderschulen ein, das ab 2012 gelten soll

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) hat bekanntlich 2009 zum „Jahr der Inklusion“ erklärt und das Ziel formuliert, in zehn Jahren die Zahl der Sonderschüler auf niedriges europäisches Niveau zu senken. Den Grünen ist das zu vage. „Wir brauchen dafür einen vernünftigen, strukturierten Prozess“, sagt Fraktionschef Karl-Martin Hentschel. „Sonst passiert entweder gar nichts oder es gibt jede Menge Ärger“.

Seine Fraktion brachte gestern ein Gesetz in den Landtag ein, das vorsieht, ab dem Schuljahr 2012/13 keine Kinder mit Lern-, Sprach- oder Verhaltensstörungen mehr in Förderzentren zu schicken. Studien hatten ergeben, dass diese Isolierung nichts bringt und überproportional häufig Kinder aus ärmeren Familien trifft. Die drei Jahre bis dahin wollen die Grünen nutzen, um jeden Lehrer in Grundlagen der Förderpädagogik zu qualifizieren. Spezielle Sonderpädagogen soll es aber weiter geben.

Kern des Antrags ist die Streichung des Paragrafen 5 Absatz 2 im Schulgesetz, wonach integratives Lernen von den „organisatorischen, sächlichen und personellen Möglichkeiten“ der Schulen abhängt. Die Eltern, so die Grünen, sollten nicht mehr auf der Suche nach einem Schulplatz Absagen erhalten. Eltern von Kindern mit geistigen oder körperlichen Behinderungen sollen die Wahl zwischen Regelschule und Förderzentrum haben.

Der Antrag wird Ende März im Kieler Landtag debattiert und, wenn es gut läuft, zu einer Anhörung führen. Bildungsministerin Erdsiek-Rave wird sich erst in der Debatte zum Antrag äußern. Ihr Sprecher Sven Runde wies darauf hin, dass besagter Paragraf 5 schon heute kaum eine Rolle spiele. „In der Realität wird dem Elternwillen in der Regel entsprochen“. KAJ