: Hagen greift nicht nach den Sternen
betr.: „Museum geplatzt“, taz vom 2.9.04
Mit großem Bedauern, aber nicht wirklich überrascht, durfte ich letzte Woche zur Kenntnis nehmen, dass der Stadt Hagen ein Emil Schumacher-Museum „erspart“ bleibt. Zwei Oberbürgermeister-Kandidaten haben es geschafft, dass Hagen ein unschätzbarer Wert an Bildern und Grafiken nicht zur Verfügung gestellt wird. Wahrscheinlich gehen diese Werke [...] nach Hamburg, Dortmund oder Lüdenscheid. Der Schumacher-Stiftung bleibt von meiner Seite nur die Bitte entgegenzubringen: Gehen Sie mit den Bildern ihres Mannes und Vaters nach Essen, dann brauchen die kulturinteressierten Hagener wenigstens nur auf eine Stadt neidisch sein, denn schon 1922 haben die Sozialdemokraten es verstanden [...] der Folkwang-Stiftung 1 Million Reichsmark zu versagen. Deshalb befindet sich heute das erste Museum des Hagener Visionärs Karl-Ernst Osthaus in Essen. [...] Durch verantwortungsloses Handeln von Genossen und Exgenossen wurde jetzt versucht, den Museumsneubau gegen Kindergartenplätze [...] auszuspielen. Spätestens in zwanzig Jahren werden diese Kinder ihren Eltern die Vorhaltung machen, welchen unermesslichen Schatz sie ihnen und damit ihrer Stadt leichfertig vorenthalten haben. Nicht nur ein Neubau mit einem städtischen Eigenanteil von ungefähr 12 Millionen Euro [...] fiel diesem scheinheiligen Wahlkampfmanöver zum Opfer. Auch notwendige Investitionen in die Sanierung von Dach, Neubau und Umfeld des heutigen Karl-Ernst Osthaus-Museum wurden durch unverantwortliches Handeln von Personen, die für das höchste Amt dieser Stadt kandidieren, verhindert. Denn es steht jetzt ebenfalls die Erhaltung eines Museums auf dem Spiel, welches es bis heute geschafft hat, das den Hagenern verbleibende Erbe Osthaus zu bewahren. [...] Hagen hätte ein Emil Schumacher-Museum gebraucht, damit die Stadt mit einem dritten Glanzpunkt für Investoren so attraktiv wird, dass sie wieder gerne in Hagen Arbeitsplätze schaffen. Die Stadt stirbt mit ihren Persönlichkeiten, wenn nicht endlich wieder nach der Sternen gegriffen wird, wie es Karl-Ernst Osthaus und Emil Schumacher vorgemacht haben. SEBASTIAN KAYSER, Hagen
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