Comedy-Salon
: In Großmutters Puff

Orgasmus macht Probleme

Wenn man die letzte hohe Stufe einer stillgelegten Rolltreppe erklommen hat, blickt man in einen dunklen Raum. Die Tapete ist rot, auf ihr ist Raufaser-Herz-Muster. Auf der Bühne liegt ein alter, roter Teppich, rechts und links zwei Stehlampen, an deren Lampenschirmen kleine Bömmel hängen, dazu ein alter dunkelroter Ledersessel. Das schummrige Licht von Friedhofskerzen mischt sich mit dem Schein der spärlich vorhandenen Lampen an den Wänden. Die Luft ist stickig, es ist warm. Vor der Bühne stehen Klappstühle, an den Wänden sitzen die Zuschauer auf roten Ledersofas. Der Raum ist eine Mischung aus Großmutters Wohnzimmer und einem Puff.

Volker von Liliencron moderiert den „Comedy-Salon“ in der Weltbühne im Phonodrome. Jeden ersten Mittwoch im Monat präsentiert der etwas steif und linkisch wirkende Nachwuchs-Comedian, der sich selbst als Sprachgranate und Frauenversteher bezeichnet, etablierte Kollegen aus Deutschlands Stand-up-Comedy-Szene.

Liliencron trägt ein weißes Hemd, darüber einen schwarz-lila changierenden Bademantel. Ein grell-weißer Scheinwerfer-Spot strahlt ihn an. Mit den Worten: „Dieser Mann lässt mich meine Heterosexualität als Käfig empfinden“ kündigt er seinen ersten Gast an: Michael Ehnert, Comedian aus Hamburg. Am Anfang von dessen Nummer versagt das Mikrofon, kurz darauf rumpelt die Eismaschine im Nebenzimmer. „Ich habe früher wirklich auf großen Bühnen gespielt“, rettet Ehnert die Situation, der sich zusammen mit Kristian Bader im Bader-Ehnert-Kommando einen Namen gemacht hat und nun solo unterwegs ist.

Es sollten die beiden einzigen technischen Pannen in den nächsten zwei Stunden bleiben. Nach Michael Ehnert erzählt der Bochumer Poet und Liedermacher Christian Hirdes die Geschichte von Lisa und ihren vier chinesischen Freundinnen Li, Sa, Zi und Zu in der Umkleidekabine: „Li sah Si zu“.

Bei seiner letzten Nummer, dem Lied über die Orgasmusprobleme seiner Freundin zur Musik des Cranberries-Klassikers „Zombie“, läuft Hirdes der Schweiß ins Gesicht. Er unterbricht kurz und trocknet sich die Stirn. Die Luft ist noch stickiger geworden. Vielleicht liegt das an den strengen Regeln, die im Comedy-Salon herrschen. Im Flyer steht: „Schunkeln verboten. Rauchen erlaubt.“ Wenn das die Großmutter wüsste!

Sebastian Siegloch

Nächste Vorstellung am 6. Oktober, 19.30 und 22.30 Uhr, mit Ole Lehmann, Gregor Mönter, Susi Banzhaf, Kay Ray, dem Duo Tetje Mierenhof und Ralf Schmitt; Eintritt: 14 Euro; Weltbühne im Phonodrome, Nobistor 24, Eingang Holstenstraße