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Archiv-Artikel

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Bisher zahlten die Arbeitgeber zum Zahnersatz zu, weil sie am Erhalt der Arbeitskräfte interessiert waren. Nicht am Erhalt der Zähne. Weitere Kostendämpfung würde das Pürieren des kompletten Betriebskantinenangebots bringen

Von SR

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Zumindest der Zeitpunkt, zu dem Schröder Putins Tschetschenienpolitik guthieß.

Was wird besser in der nächsten?

Bedeutungsverlust Lafontaines durch Abschluss der Saarwahl.

Rot-Grün wollte erst die Zahnbehandlung ab 2005 aus der Krankenkasse ausgliedern – nun doch nicht. Was tun? Doch noch schnell zum Zahnarzt?

Die Arbeitgeber zahlten bisher zu, weil sie am Erhalt der Arbeitskräfte interessiert sind. Nicht am Erhalt ihrer Zähne. Zumal man weitere Kostendämpfung erwarten darf, wenn das komplette Betriebskantinenangebot püriert wird.

Ist dieses Zickzack einer der viel beschworenen „handwerklicher Fehler“ von Rot-Grün? Sind diese „handwerklichen Fehler“ eigentlich wirklich charakteristisch für Rot-Grün? Gab es die unter Kohl nicht?

Gegen Ende wurde es sprichwörtlich, den „Abstand zwischen zwei Haushaltslöchern 1 Waigel“ zu nennen. Laut Einigungsvertrag traten der BRD Bundesländer bei, die erst einen Monat später gegründet wurden – de jure ist die Wiedervereinigung ungültig. Das Gemurkse bei der Entschädigung Enteigneter fällt jetzt erst der Nachfolgeregierung auf die Füße. Aber. Das sind lässliche Flüchtigkeitsfehler. Die gegenwärtige Kritik tremoliert über dem bewährten Generalbass „die Sozis können nicht mit Geld umgehen“. Und das stimmt ja nun auch, zum Beispiel für die Sozis in der Union.

Rot-Grün will, dass Managergehälter offen gelegt werden. Ist das richtig?

5.000 Euro pro Monat plus Dienstwagen; als Gesellschafter auch Beteiligung an Ausschüttungen von Gewinnen. Okay? Dann jetzt Sie.

Dafür kann man in der taz ein ganzes Kleinressort finanzieren. Dafür gibt es aber auch kein Dienstfahrrad. Für taz-Mitarbeiter ist sowieso eher die Frage des Mindestlohns interessant. Die Gewerkschaften fürchten dagegen den Verlust der Tarifautonomie. Ist ein Mindestlohn, angesichts des zerfallenden Sozialstaats, nötig, um Lohndumping zu verhindern?

Ich wäre dagegen, wenn ich weniger bezahlen wollte.

Zumindest im Osten der Republik gehen die Demos gegen die Anti-Hartz-IV-Gesetze weiter. Die PDS hat in Brandenburg Chancen zur stärksten Partei zu werden. Wird die Ost-West-Spaltung tiefer?

Hysterie. Stellte sich die PDS ihrer Verantwortung – etwa mit dem Geständnis, dass sie in Berlin einen beherzt brutalen Sparkurs mitträgt – gingen die Proteststimmen zu Rechtsradikalen – oder zur Hartz-Partei CDU. Gehupft wie gesprungen.

Die PDS macht den Eindruck, eines unglücklichen Siegers: Sie kann aus den Stimmen, die ihr derzeit zufliegen, keine Politik machen. Stimmt das?

Der historische Prozess zur SPD des Ostens wird damit entschleunigt.

Und was macht Borussia Dortmund?

Schloss mit einer US-Firma einen Deal, 21 Rotkreuzhelfer im Westfalenstadion mit Elektroschockgeräten gegen den plötzlichen Herztod auszustatten. Je nach Spielweise amortisiert sich so was ja schnell. FRAGEN: SR