: Schlecht beraten bei den Banken
Wer sein Geld mit gutem Gewissen anlegen will, ist auf sich allein gestellt. Dabei gibt es viele Aktienfonds, hinter denen Firmen stecken, die ohne Kinderarbeit, Rüstungsgeschäfte oder Tierversuche auskommen. Nur: Die Bankberater wissen davon nichts
AUS KÖLN SEBASTIAN BRÄUER
Christina Weisspfennig, Beraterin der Stadtsparkasse Düsseldorf in der Berliner Allee, kann spontan keinen Aktienfonds anbieten, der nach ökologischen Gesichtspunkten zusammengestellt ist. „Schauen Sie mal im Internet nach“, rät sie. „Wahrscheinlich gibt es Umweltbanken, die so etwas anbieten.“ Der Kunde bleibt hartnäckig, die Bankerin durchsucht das eigene Angebot – und findet den Schweizer Fonds „Swissca Green Invest“. Der enthalte nur Unternehmen, die sich durch „fortschrittliches Umweltmanagement“ auszeichnen, liest sie vor. Darunter: IBM, Gillette und die „Bank of America“. „Ein reiner Umweltfonds ist das wohl nicht“, so die Bankkauffrau.
Immer noch sind nachhaltige Aktienfonds – ein Sammelbegriff für ökologische und soziale Angebote – eine Marktnische, in der sich viele Bankberater kaum auskennen. Das Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft (Imug) an der Uni Hannover hat 2003 die Beratungsqualität von Banken beim Vertrieb von Nachhaltigkeitsfonds untersucht. Ergebnis: Mit der Qualität der Beratung ist es nicht weit her. „Oft kannten die Banker noch nicht einmal ihre eigenen Produkte“, sagt Silke Riedel vom Imug.
Das Marktvolumen nachhaltiger Investmentfonds in Deutschland lag im Oktober 2003 bei 2,93 Milliarden Euro. Das ist doppelt so viel wie noch 2000, aber immer noch nur 0,7 Prozent des gesamten Fondsvermögens. Bei besserer Beratung könnte es durchaus mehr sein, meint das Imug. Doch müssten „für eine weitere Marktentwicklung der Vertrieb, die Schulung der Berater und die Transparenz über das Angebot verbessert werden“. Laut einer Imug-Branchenstudie Investment 2004 finden 25 Prozent der Aktien- und Fondskäufer nachhaltiges Investment „attraktiv“ oder „sehr attraktiv“.
Ein Tester im Auftrag der taz hat im Juni selbst nachgefragt und sich bei sechs Banken in Köln, Bonn und Düsseldorf über Ökofonds beraten lassen. „Im Internet steht mehr, als ich Ihnen sagen kann“, sagte ihm der Vermögensberater der Kölner Kreissparkasse. Die Berater bei der Deutschen Bank, der Postbank, der Sparda-Bank West, der SEB und der Düsseldorfer Stadtsparkasse nannten ihm immerhin einen Fonds aus dem eigenen Haus oder vom Kooperationspartner.
Doch wie werden die Fonds zusammengestellt? Nur wenige konnten das erklären. Wer kontrolliert die Einhaltung der Kriterien? Bis auf die schwedische Bank SEB mussten alle passen. Dabei sagt Corinna Lövenich von der Hamburger Verbraucherzentrale: „Der Kunde muss klären, ob sein Fonds regelmäßig von einer unabhängigen Stelle überprüft wird.“ Die Politik der beteiligten Unternehmen könne sich von heute auf morgen ändern.
Sie hätten die steigende Nachfrage nach Öko-Geldanlagen erkannt, so die Banken. „Ab Ende des Jahres wollen wir den Kunden eigene Nachhaltigkeitsfonds anbieten“, erklärt etwa Thomas Pflicht, Bereichsleiter für Investment der Kölner Kreissparkasse. Nur: Offensiv dafür werben wollen sie nicht. „Die Berater sollen sich nicht in der Nachhaltigkeit austoben“, sagt Vermögensberater Pflicht. Die meisten Sparkassenkunden interessiere nur die hohe Gewinnausschüttung. Dass diese auch bei nachhaltigen Fonds möglich ist, bleibt ihnen bei fehlender Beratung verborgen.