: Rauschen im All
Haben Außerirdische versucht, Kontakt mit uns aufzunehmen? Wenn ja, sollten sie deutlicher sprechen
Hat E.T. endlich angerufen? Dreimal in den letzten zwei Jahren haben kalifornische Astronomen die mysteriöse Meldung empfangen. Das Signal war kurz, sehr schwach und schwankte stark. Nach jahrelanger Suche könnte es der erste Kontakt mit einer außerirdischen Intelligenz sein, schrieb das angesehene US-Wissenschaftsmagazin New Scientist letzte Woche.
Das Signal mit dem vorläufigen Aktenzeichen SHGb02+14a gibt nur so viel über E.T. preis: Er wohnt irgendwo zwischen den Sternbildern Widder und Fische, in einer Gegend ohne Sterne oder andere dem Menschen bekannte Objekte, in einer Gegend gähnend schwarzer Leere. Von wo aus er auch senden mag – es ist ein Etwas, das sehr schnell rotiert. Daher die starken Frequenzschwankungen.
Entdeckt wurde SHGb02+14a durch SETI@Home. Es ist die eindrucksvollste spirituelle Massenbewegung des IT-Zeitalters. Die „Suche nach extraterrestrischer Intelligenz zu Hause“ hat in den sechs Jahren ihrer Existenz weltweit mehr als fünf Millionen Anhänger gefunden und funktioniert mit einem Bildschirmschoner-Programm. Das Programm durchforstet ein kleines digitalisiertes Stück kosmischen Geräuschwirrwarrs (aufgezeichnet vom Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico und herunterladbar über das Internet) nach einer erkennbaren Stimme. Findet es Anzeichen dafür, benachrichtigt es die SETI@Home-Projektwissenschaftler im kalifornischen Berkeley. Sie forschen dann gezielt nach. So wie bei SHGb02+14a.
Vielleicht sind wir jetzt nicht mehr allein. Vielleicht tröstet E.T. uns. Und schenkt uns das Rezept für den ewigen Frieden oder eine fantastische Technologie, die automatisch versagt, wenn Militärs sie missbrauchen wollen. Vielleicht hilft er uns wenigstens, die Probleme beim Dosenpfand und bei Hartz IV zu lösen.
Die SETI@Home-Wissenschaftler sind die Propheten des Kontaktes. Sie debattieren sehr oft und sehr ausführlich über Leben auf dem Mars und darüber, ob E.T. eher auf der Frequenz 1.420 Megahertz sendet, eher mit Laserpulsen oder eher im optischen Spektrum. Über den Bericht im New Scientist waren sie verärgert. Sie fanden, er enthalte nur „Tamtam und übertriebenes Krakeelen“. Die starken Frequenzschwankungen deuteten darauf hin, dass das Signal gar nicht von einer extraterrestrischen Intelligenz stamme. Wenn E.T. sich Gehör verschaffen wolle, würde er das Signal gewiss stabilisieren.
KV FOTO: ARCHIV