Jannes vor der Kaserne

Nur jeder vierte Mann wird überhaupt zum Bund eingezogen. Wer dann aber den Befehl verweigert, wandert in den Bau. Wie zwei totale Kriegsdienstverweigerer aus Bremen

Bremen taz ■ Er wird keinem Befehl Folge leisten. Ein Transparent in der Hand und begleitet von einigen Freunden wird der 19-jährige Bremer Jannes von Bestenbostel heute Nachmittag vor der Trukft-Roland-Kaserne in Brandenburg Platz nehmen. „Ich werde die Wehrpflicht total verweigern“, hat er unmissverständlich auf das Laken gemalt. Niemand solle glauben, dass er bloß die Kaserne blockieren wolle. Seine Einberufung hat der Bremer griffbereit, um den Feldjägern zu beweisen: „Ich gehöre da rein.“

Was nicht heißt, dass Bestenbostel scharf auf Uniform und Gewehr wäre. Im Gegenteil: „Den ersten Befehl, der kommt, werde ich verweigern“, kündigt er an. Eine legale Verweigerung samt Ersatzdienst kommt für den 19-Jährigen nicht in Frage. Im Kriegsfall nämlich, argumentiert er, müssten auch Zivildienstleistende „kriegswichtige“ Aufgaben übernehmen. „Ich will keinen Kriegsdienst leisten.“

Schon der Aufforderung zur Musterung kam Bestenbostel aus diesem Grund nicht nach. Polizisten schleppten den Schüler im März aufs Bremer Kreiswehrersatzamt, das musterte nach Augenschein: „T2“, geeignet als Panzergrenadier. Zwei Bußgeldbescheide flatterten Bestenbostel wegen seiner Renitenz bisher ins Haus. In der Kaserne, das weiß er, droht ihm jetzt Schlimmeres: der Bau.

Jeweils für bis zu 21 Tage wird die Militär-Haft verhängt – „bis ich diszipliniert werde“, sagt Bestenbostel und stellt klar: „Das werde ich nicht.“ Nach der dritten Verlängerung, so hofft er, werde das Militär aufgeben.

Der totale Kriegsdienstverweigerer käme dann vor ein ziviles Gericht. Auf Fahnenflucht und Befehlsverweigerung stehen bis zu fünf Jahre Haft. Gleiches droht einem 20-jährigen Bremer, der heute bei einem Fallschirmjägerbataillon den Zwangsdienst verweigern will.

5.155 wehrpflichtige Norddeutsche, darunter 590 Arbeitslose, zieht die Bundeswehr heute ein. Bundesweit, sagt Peter Tobiassen von der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer in Bockhorn, würden von 430.000 Männern eines Jahrgangs aber nur 360.000 gemustert, ganze 100.000 Wehr- und 120.000 Zivildienstleistende dann eingezogen. Warum Bestenbostel ausgewählt wurde, versteht Tobiassen nicht: Ein Totalverweigerer sei fürs Militär schließlich „offensichtlich ungeeignet“. sim