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Archiv-Artikel

Nazis am Millerntor?

Strittig: Ein dubioses Oi-Punk-Dreierpack spielt möglicherweise am Donnerstag im St. Pauli Vereinsheim

„Ich hasse Nazis“, erklärt der Sänger der schwedischen Oi-Band Perkele. Gleichwohl gibt Ron aber die englische Kultband des Rechtsrock, Skrewdriver als persönliche Favoriten unter den „ausländischen Bands“ an. Unter dem Motto „Love Music – Hate Racism“ wollen Perkele am Donnerstagabend im St. Pauli Clubheim auftreten – zusammen mit Volxsturm und The Outfit. Das Konzert führt nicht nur wegen der erwähnten musikalischen Vorliebe des Sängers zu Diskussionen.

Seit Wochen bereits debattiert die Hamburger Skinhead- und St. Pauli-Fanszene in Internet-Foren und Szene-Treffs über den möglichen Gig von Perkele. Denn die Skinhead-Band, die sich selbst als unpolitisch versteht, ist in die Rechtsrock-Szene involviert. Auf ihrer Webseite etwa finden sich Links zu den schwedischen Neonazi-Tonträgervertrieben Valhalla Records und Ultima Thule, wo Interessierte eben auch Perkele-CDs, etwa die aktuelle No Shame, erwerben können. „Wir haben diese Links“ erläutert Ron, weil das angeblich „der einzige Ort in Schweden“ sei, wo es ihre „Platten zu kaufen“ gebe. Der 26-Jährige, der nach eigenem Bekunden auch durchaus gerne den „Vikingarock“ der Naziband Ultima Thule hört, erwähnt eilig, dass sie bei einem Konzert in Belgien wegen ihres farbigen Bassisten von Nazis angriffen worden seien: „Die hassen uns!“

Doch was den schwedischen Nazivertrieben recht ist, scheint auch den deutschsprachigen Naziskins billig. Auf deren Website werden Perkele nämlich empfohlen – neben ausgewiesenen Nazibands wie Endstufe und Stahlgewitter.

Das ambivalente Verhalten der Band reichte Norbert Roep, Betreiber des Knust, um das anfänglich bei ihm geplante Konzert abzusagen. Auch dem FC St. Pauli, dessen Clubheim als geplanter Ausweichort gehandelt wird, ist das Konzert nach Überprüfung der Fakten nicht recht: „Wir wollen diese Band dort nicht spielen haben“, betonte Pressesprecher Christof Hawerkamp noch am Dienstagnachmittag. Der Veranstalter des Konzerts sowie die Pächterin des Clubheims erklärten: „Das Konzert findet statt – ohne Perkele.“

ANDREAS SPEIT