: Einblick (18)
Markus HuemerKünstler
taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?
Markus Huemer: Seit etwa 1,5 Jahren. Nachdem Köln neun Jahre der Mittelpunkt meines Lebensinteresses war, hatte ich das Gefühl, eine persönliche Veränderung herbeiführen zu müssen. Was mir schwer fiel, da ich mich in Köln ausgesprochen wohl fühlte. Ich dachte, dass eine geografische Veränderung auch meiner Entwicklung gut tun könnte, und ich wollte in eine Metropole. Meine eigene Rast- und Ruhelosigkeit war der Antrieb für einen Zuzug nach Berlin. Diesen Umstand musste ich Rechenschaft tragen, denn er ist der Motor meiner künstlerischen Arbeit. Erleichtert wurde diese Entscheidung durch die Größe Berlins, und zwar in jeder Hinsicht: große Wohnungen, große Straßen, große Seen, also Lebensraum und Entfaltungsmöglichkeit in jeder Hinsicht.
Wie wichtig ist der Standort Berlin für Ihre Arbeit?
Völlig unwichtig. Ich könnte auch in jeder anderen Stadt meine Arbeiten produzieren. Der Vorteil liegt vielleicht darin, dass einem hier viele Arbeitsräume, ja – wie schon gesagt – generell viel Raum angeboten wird.
Woran arbeiten Sie gerade?
Ich arbeite gerade an neuen Installationen und Malereien, in denen ich das künstlerische Medium „neue medien“ als Medium für Vorhersagungen mit ironischer Absicht untersuche.
Was wundert Sie in der Berliner Kunstlandschaft am meisten?
Ich habe nicht mehr so große Lust, irgendwelchen Ereignissen nachzuhecheln, die am nächsten Tag keine Relevanz mehr haben. Mir scheint, hier wird das Durchlauferhitzertum oft mit Subkultur verwechselt. Nicht alles, was aus der Subkultur kommt, hat automatisch Qualität. Ich wünsche mir in dieser Stadt oft differenziertere Auswahlstrategien, was Teil der Kunstlandschaft sein soll und was nicht. Zudem werden andere Bereiche der Kunstlandschaft nicht wirklich wahrgenommen und müssen sich im internationalen Vergleich unentwegt des Vorwurfes erwehren, sie seien Teil eines einzigen Youthclubs, der, wäre er nicht in Berlin, nicht wahrgenommen werden würde. Dies alles schafft eine unglückliche Zerrissenheit, eine falsche Heterogenität, einen Totalitarismus der Hipness als Selbstzweck.