: TUI lässt Börsengang platzen
Um Schulden abzubauen, wollte sich Europas größter Touristikkonzern von seiner Schifffahrtstochter Hapag-Llyod trennen. Doch nun haben sich die Pläne geändert
BERLIN taz ■ Der Touristik-Konzern TUI wird seine Schiffahrtstochter Hapag-Lloyd doch nicht an die Börse bringen. Zur Zeit könne auf den Kapitalmärkten nicht der gewünschte Erlös erzielt werden, begründete TUI gestern die Entscheidung. Ein neuer Anlauf ist für die kommenden Jahre nicht vorgesehen. 2004 ist offenbar kein leichtes Jahr für Börsengänge. Mit Hapag-Llyod platzt bereits die vierte von sieben für dieses Jahr geplanten Aktienplatzierungen.
TUI wollte ursprünglich zwischen 30 und 49 Prozent von Hapag-Lloyd an die Börse bringen und mit dem Erlös seinen Schuldenberg von rund drei Milliarden Euro auf unter zwei Milliarden Euro reduzieren. Vorstandsvorsitzender Michael Frenzel zufolge ist dies aber auch ohne Börsengang möglich. Die Investmentbank Merrill Lynch hält das hingegen für „extrem schwierig“.
Zu Hapag-Lloyd gehören 47 Container- und mehrere Kreuzfahrtschiffe. Die Reederei mit 9.000 Beschäftigten gilt als „Perle“ innerhalb des TUI-Konzerns und setzte unter anderem wegen der boomenden Wirtschaft in China 2003 knapp vier Milliarden Euro um. Der Gewinn lag bei 252 Millionen Euro und damit höher als im Kerngeschäft Touristik, mit einem Ergebnis von 208 Millionen Euro. Einen vollständigen Verkauf an einen Investor schloss TUI aus.
Der abgesagte Börsengang dürfte nach Meinung von Marktbeobachtern den Kurs der TUI-Aktie und damit den Wert der TUI drücken. Das könnte auch Gerüchte um eine Übernahme des Konzerns wieder beflügeln.
Gestern betonte Frenzel allerdings, dass die Übernahmegefahr für den Konzern nicht mehr so groß sei wie noch vor sechs Wochen. „Die Hürde ist höher geworden“, sagt er. Er begründete diese Einschätzung vor allem mit dem in den vergangenen Wochen deutlich gestiegenen Aktienkurs. Dies hatte der TUI den Verbleib im Deutschen Aktienindex DAX gesichert.
Auch den geplanten Verkauf der TUI-Aktien, die noch in den Händen der WestLB liegen, sieht Frenzel gelassen. TUI sei in den Verkaufsprozess mit einbezogen. Die WestLB will sich bis zum Jahresende von ihren 31,3 Prozent an TUI trennen. step