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Archiv-Artikel

Billig, aber giftig

Ausgerechnet beim Neubau des Umweltbundesamts gast der Boden Schadstoffe aus, weil Beamte sparen wollten

BERLIN taz ■ Wenn das Umweltbundesamt (UBA) aus Berlin wegzieht und in Dessau einen Neubau errichtet, muss dabei alles ökologisch tipptopp sein: kein Tropenholz für die Betonverschalung, keine Lösungsmittel in den Lacken und keine giftigen Böden. Genau das ist jetzt aber passiert: Weil der Bodenbelag im Neubau des UBA Schadstoffe ausgast, müssen etwa 2.500 bereits verlegte Quadratmeter wieder herausgerissen werden. Den Mehraufwand schätzt das UBA auf „einige hunderttausend Euro“. Der Umzug verzögert sich um etwa acht Wochen.

Eigentlich wollten die Planer vom UBA alles wasserdicht haben: Bei der Ausschreibung des neuen Fußbodenbelags aus umweltverträglichem Kautschuk wurde darauf hingewiesen, dass die Luftgüte nach Verlegung des Bodens zu messen sei, sagt Gerd Schablitzky. Er ist beim UBA für den Umzug nach Dessau zuständig. Ein Hersteller von Kautschuk, der vom UBA empfohlen wurde, kam allerdings nicht zum Zug. Den Zuschlag vom Staatshochbauamt, das den Neubau im Auftrag des Bundesbauministeriums organisiert, bekam ein Konkurrenzunternehmen. Es war billiger.

Doch lieferte diese Firma nicht die zugesicherten Messdaten über die Schadstoffbelastung in den neuen Büros. Da sich der „typische Geruch“ des Bodens aber nicht verflüchtigte, setzte das UBA seine eigenen Experten an die Arbeit. Ergebnis: Die Werte für Naphtalin und Styrol wurden teilweise weit überschritten. „Das war so auffällig, dass wir damit nicht in Betrieb gehen konnten“, sagt Gerd Schablitzky.

Mitte Juni wurde ein Baustopp verhängt und der Auftrag an den anderen, vom UBA favorisierten Hersteller vergeben. Die bereits verlegten Bodenflächen, knapp 15 Prozent der Gesamtfläche von 20.000 Quadratmeter, werden jetzt entfernt. Statt im Februar wird das UBA deshalb erst im April 2005 in Dessau sein, sagt der Umzugsplaner. Um die Kosten für den Wechsel des Bodenbelags werde es „sicherlich eine gerichtliche Auseinandersetzung geben“.

Der Neubau des UBA in Dessau kostet insgesamt etwa 65 Millionen Euro. Obwohl das Bau- und auch das Umweltministerium von Anfang an „größten Wert auf strenge Umwelt- und Gesundheitsstandards“ legten, hätten sich die Bauherren immer wieder gegen Öko-Pfusch wehren müssen, heißt es vom UBA. So sei Tropenholz für die Betonverschalungen angeliefert worden, andere Firmen wollten Lacke mit Lösungsmitteln verwenden. BERNHARD PÖTTER