nebensachen aus brandenburg (7) : Biodiesel und Braunkohle: Elbe-Elster
In Brandenburg wird am 19. September ein neuer Landtag gewählt. Die taz stellt bis zur Wahl die 14 Brandenburger Landkreise vor. Heute: Elbe-Elster.
Im Süden Brandenburgs herrscht Mondlandschaft. Nicht nur dort, wo die Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land zu Hause ist, sondern auch im Landkreis-Elbe-Elster. Rund um Finsterwalde finden sich sogar die Anfänge des Braunkohlebergbaus in der Niederlausitz.
Angefangen hatte alles in Plessa. Dort wurde 1925 auch die erste Braunkohleförderbrücke in Betrieb genommen. Zehn Jahre später liefen 11 von insgesamt 18 dieser Riesengeräte im Lausitzer Revier, der Tagebaulandschaft Nummer eins in Deutschland.
Einer von den stählernen Vögeln hat es inzwischen sogar zu Weltruhm gebracht. Über 60.000 Besucher kommen jährlich nach Lichterfeld, um die Abraumförderbrücke F 60 zu sehen, den liegenden Eiffelturm der Lausitz, wie er im Volksmund genannt wird. Immerhin bringt es der Stahlgigant auf 502 Meter Länge, eine Höhe von 80 Meter und ein Gewicht von 11.000 Tonnen.
Seit vergangenem Oktober ist die F 60 zudem zu einem leuchtenden Beispiel für den Landkreis Elbe-Elster geworden – illuminiert vom Lichtkünstler Hans Peter Kuhn. Und hatte nicht schon Ex-Bundespräsident Johannes Rau zur Eröffnung gesagt: „Die F 60 ist ein Glücksfall für die Lausitz, für Brandenburg und für ganz Deutschland“?
Einmal hatte der Landkreis aber auch Pech. 2002 war das, im äußersten Westen. Elbe-Elster, das hieß damals auch Hochwasser, vor allem in Mühlberg/Elbe. Am 17. August meldeten die Agenturen: „Im südbrandenburgischen Mühlberg hat das Elbe-Hochwasser die zehn Meter hohe Deichkrone erreicht und begonnen, Landstriche auf sächsischer und Brandenburger Seite zu überschwemmen. Die Polizei bringt nun die letzten 50 Bewohner von Mühlberg in Sicherheit. Sie hatten sich geweigert, ihre Häuser zu verlassen. Inzwischen werden auch sechs weitere Orte in der Umgebung von Mühlberg evakuiert.“ Heute spricht man hier vom „Wunder in Mühlberg“. Der Deich hat gehalten. Die Angst ist geblieben.
Ein Wunder gibt es auch in Plessa. Doch dieses Wunder haben nicht hunderte von Helfern vollbracht, sondern im Wesentlichen einer, ganz allein. Hajo Schubert wollte nämlich nicht akzeptieren, dass im ehemaligen Kraftwerk der Stadt nur Unkraut blüht. Also hat er eine Idee entwickelt. Mit Erfolg. Bald sollen in Plessa eine Hand voll Menschen von der Produktion von Biodiesel leben. Bergbaufolgelandschaften müssen nicht immer nur Seen oder wiederaufgeforstete Wälder sein.
Wer vom Landkreis Elbe-Elster spricht, darf natürlich die Elster nicht vergessen, oder besser die Schwarze Elster, nicht zur verwechseln mit der in Tschechien entspringenden Weißen Elster. Die Schwarze Elster entspringt bei Kamenz, fließt durch Elsterwerda und die Elbe-Elster-Hauptstadt Herzberg und mündet bei Corsdorf in die Elbe. Aber auch die Elster ist eine Bergbaufolgelandschaft. Im Mündungsgebiet fließt viel Wasser aus den gefüllten Tagebauen ins Flüsschen und mit ihm saurer Schwefel. So schnell sind Mondlandschaften eben nicht zu sanieren.
UWE RADA
Morgen: Teltow-Fläming