: Wie sieht Kino aus in Kasachstan?
„Wer die zentralasiatischen Republiken beherrscht, beherrscht ganz Eurasien,“ meint der ehemalige US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski. Das sehen auch die russischen und chinesischen Geopolitiker so, weswegen das nun zum 2. Mal stattfindende „Asia-Pacific-Filmfestival“ im Kino Nickelodeon ebenfalls den Schwerpunkt „Zentralasien“ gewählt hat (www.bapff.de). „Ein Begriff, der seit zwei Jahren in aller Munde ist“, wie der Festivaldirektor Kamal Roy erklärte.
Das Filmschaffen ist in dieser Region jedoch denkbar uneinheitlich: Während man die Iraner geradezu als filmbesessen bezeichnen muss, ist die Mongolei fast ein Nichtfilmland. Stattdessen wird von dort ein deutscher Beitrag „Wolfsspur“ über den ewenkischen Maler Michail Grey Wolf Guruev gezeigt, der ein nordasiatisches Kulturzentrum in der Mongolei aufbaut. Etwas besser sieht es mit dem Filmschaffen in Turkmenistan aus, hier verhängte der Staat jedoch jüngst ein Ausfuhrverbot für alle Filme. Spannend dürfte dafür die Verfilmung des großartigen, in Kasachstan spielenden Romans von Tschingis Aitmatow „Der Tag zieht den Jahrhundertweg“ sein: Der Film wurde jetzt, nach neun Jahren, fertig gestellt.
Aus Tadschikistan kommt der Dokumentarfilm „Mardikor“, in dem es um zwei Männer geht, die es jüngst wie tausend andere Tadschiken auch auf der Suche nach Arbeit bis nach Russland verschlug. Erwähnt seien ferner zwei verbotene Filme: „Girlfriend“ aus Indien, in dem es um Lesben und Schwule geht, und „e’Tzaintes“ aus Singapur über eine Gruppe junger Leute, die ihrem Leben in einer Gesellschaft, in der alles nur auf Kopien und Imitation beruht, einen Sinn zu geben versuchen. Auf dem Festival werden etwa 20 Filmemacher anwesend sein, und es wird drei Podiumsdiskussionen zum Filmschaffen in Zentralasien geben. Start ist am heutigen Donnerstag, das Festival dauert bis zum 14. September. HELMUT HÖGE