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Archiv-Artikel

Klassenzimmer-TV

Die ARD will Schüler für den Journalismus begeistern. Die zeigen Interesse, aber viele möchten lieber zur Zeitung

Bei den Jugendlichen kommt die „Tagesschau“ nicht sonderlich gut an. „Die Beiträge drehen sich oft tagelang um das Gleiche, die Bilder wiederholen sich“, sagt einer. „Auch wenn das schon wichtig ist – es geht zu viel um Politik“, schließt sich eine andere an. Nun möchte das ARD-Hauptstadtstudio mit dem Projekt „Nachrichten in die Schule“ das Interesse von Berliner Schülern an der seriösen Politikberichterstattung stärken. Zehn Schulklassen nehmen daran teil, darunter auch die Sophie-Scholl-Oberschule in Schöneberg.

Im Deutschunterricht steht deswegen nicht wie gewohnt ihre Lehrerin im Zimmer, sondern der Fernsehreporter Christoph Hamann. Er erzählt von seinem Alltag – auch von Dingen, die den Beruf wenig schmackhaft erscheinen lassen: „Man muss zu jeder Nachricht passende Bilder finden, selbst wenn es oft nur schwarze Autos sind, aus denen Menschen in grauen Anzügen aussteigen.“ Auch die Konkurrenzverhältnisse, mit denen man als Journalist konfrontiert wird, kommen zur Sprache.

Davon lassen sich die Schüler nicht abschrecken: Als der Reporter fragt, wer Journalist werden will, hebt mehr als die Hälfte von ihnen die Hand. Allerdings träumen die anwesenden Schüler nicht von einer Fernsehkarriere – sie wollen lieber für eine Zeitung schreiben. Etwa der 16-jährige Pierre, der gerade eine Schülerzeitung aufbaut. „Ich möchte Printjournalist werden, weil mir Schreiben Spaß macht“, sagt er. „Es ist ein toller Beruf: Man weiß als Erster, was passiert, kommt viel herum und trifft interessante Menschen.“ Obwohl er bei der Tagesschau „das hohe Niveau“ lobt, schaltet Pierre sie selbst nur selten ein, so wie die meisten seiner Mitschüler.

Es ist aber gerade der sachliche Nachrichtenjournalismus, den die ARD den Schülern näherbringen möchte. Das Projekt soll ihnen solides journalistisches Handwerkszeug vermitteln und sie über redaktionelle Berufe im öffentlich-rechtlichen Journalismus informieren. Noch bis Anfang April beschäftigen sich die Schüler mit den Genres Nachricht, Interview und Reportage, treffen einen Hörfunk- und einen Fernsehredakteur und werden anschließend ins Hauptstadtstudio eingeladen. Bald können die Schüler zeigen, in wem von ihnen ein Journalist steckt – ein Artikelwettbewerb wird das Projekt abschließen. Die drei Gewinner dürfen einen Fernsehbeitrag drehen. Pierre hat schon eine Vorstellung, worüber er berichten möchte: „Mich interessiert das Thema Integration“, sagt er. „Migranten stehen in Deutschland oft im schlechen Licht.“ ADÉLA JUREČKOVÁ